Stadionausbau: „Nicht melken“
■ Koalition: Werder-Beteiligung genügt / McDonald's hat noch nicht unterschrieben
„Das muss primär eine Sache der Privaten sein.“ Ende Februar erteilte der CDU-Vorsitzende Bernd Neumann den Stadionausbauplänen des Senats eine Absage, auch in der Bürgerschaft forderten die Abgeordnetenen aller Fraktionen eine größere Beteiligung von privater Seite. Die ist mit dem Senatsbeschluss von Dienstag zwar erreicht – allerdings weit gehend erfolgsabhängig.
Für Jens Eckhoff, Fraktionsvorsitzender der CDU, und Carsten Sieling, den baupolitischen Sprecher der SPD, ist die Forderung des Parlaments dennoch erfüllt. „Sicher wären uns feste Verpflichtungen lieber gewesen“, räumt Eckhoff ein, „aber wir können Werder nicht unbegrenzt melken.“ Theoretisch könnten 7,5 Millionen Mark über zehn Jahre zurück an die Stadt fließen, die die Tieferlegung des Stadions für 25 Millionen Mark vorfinanziert. Aber nur, wenn wirklich die erhofften zusätzlichen Besucher kommen.
Hier setzt unter anderem die Kritik der Grünen an. Im Stadion gibt es „keine Kapazitätsprobleme“, so die Grüne Abgeordnete Karin Krusche. „Selbst beim letzten Nord-Derby zwischen Werder Bremen und dem HSV im Februar war das Stadion nicht ausverkauft.“ Auch die anderen Bausteine der Beteiligung ergäben sich erst bei spielerischem Erfolg: Wenn Werder die dritte Runde des UEFA-Cups erreicht und wenn der Verein zehn Jahre Champions League spielt. Sicher ist lediglich eine gute Million aus dem regulären Kartenverkauf.
Dass die Abgeordneten von CDU und SPD mit diesem „in der Tat erfolgsabhängigen“ (Sieling) Beitrag zufrieden sind, hängt mit dem Umbau der Nordgeraden zusammen. Die wird mit VIP–Lounges, Büros und Gaststätten aufgebrezelt und die dafür veranschlagten 30 Millionen sollen ausschließlich privat finanziert werden – über Mieten und Baukostenzuschüsse. Also wird das Stadion für insgesamt 55 Millionen um- und ausgebaut, die Stadt übernimmt davon theoretisch nur ihren Anteil von rund 20 Millionen an der Tieferlegung. Und schon lässt sich sagen, der Hauptanteil läge bei den Privaten.
Dabei ist nicht nur der Tieferlegungsanteil risikoreich. Die 30 Millionen für den Umbau werden von der – noch – staatseigenen Bremer Sport- und Freizeit GmbH (BSF) vorfinanziert und sollen über Mieten zurückfließen. An dieser Gesellschaft wird Werder sich in Zukunft mit 50 Prozent beteiligen. Damit zahlt Werder auch die Hälfte des zur Zeit nötigen Zuschusses an die BSF. Rund eine Million braucht die gesellschaft derzeit, um Schulden aus dem Umbau von Ostkurve und Südgerade abzuzahlen. Das soll 2006 erledigt sein. Weil aber die Stadt 50 Prozent der Gesellschaft behält, steht sie auch zur Hälfte dafür grade, wenn das Finanzierungsmodell für die Nordgerade nicht aufgehen sollte. Der Vertrag mit McDonald's, der als Ankermieter einziehen soll, ist jedenfalls noch nicht unterzeichnet.
„Wir finden den Standort sehr interessant“, heißt es in der Münchener Konzernzentrale. Auch BSF-Geschäftsführer Hoffmann sagt: Wir vehandeln mit McDonald's, wir verhandeln mit anderen. Die Senatsmitteilung lobt hingegen den Tag schon vor dem Abend: "Ankermieter wird ein Gastronomie-Unternehmen, das bereit ist, sich mit 5 Millionen Mark an den Investitionskosten zu beteiligen.“ hey
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