Staatssekretärin im Frankreich-Playboy: Bedeckt im Nacktmagazin

In Frankreich hat sich Staatssekretärin Marlène Schiappa für „Playboy“ ablichten lassen. Viele sind entsetzt, andere wittern ein Ablenkungsmanöver.

Marlene Schiappa

Schiappa bezeichnet sich als engagierte Feministin Foto: Gonzalo Fuentes/reuters

PARIS taz | Vom Konflikt um die Rentenreform war am Samstag einen ganzen Tag lang kaum noch die Rede, auch nicht vom Krieg in der Ukraine oder dem Klima: Das Gesprächsthema in Frankreich war die Staatssekretärin Marlène Schiappa. Ein Interview samt Fotos von ihr sollen in der nächsten Nummer des französischen Playboy-Magazins erscheinen, mit ihr auf der Titelseite.

Die Nachricht war, gelinde gesagt, eine Überraschung und ein Scoop des Fernsehsenders BFM. Präzisiert wird in dem Beitrag, dass es sich nicht etwa um Nacktfotos handle; Schiappa ließ sich bedeckt, aber in „verführerischen Posen“ fotografieren, was selbstverständlich ihr unbestrittenes Recht und ihre Freiheit ist.

Weil BFM die Nachricht am Samstag brachte, dachten zuerst alle, es handele sich um einen ziemlich gelungenen Aprilscherz. Doch andere Medien sprachen bald schon auch davon. Auch Politiker von links und rechts gaben ihre Kommentare ab.

Das wiederum veranlasste zuerst Leute aus Regierungskreisen, zunächst unter Wahrung ihrer Anonymität, Stellung zu beziehen: „Wir dachten, wir spinnen. Das ist nicht eine Frage der Bekleidung, das ist schlicht unmöglich“, wird von BFM der Berater eines Ministers zitiert.

Wirbel um Playboy sei ein „Rauchvorgang“

Zuletzt meldete sich Premierministerin Elisabeth Borne zu Wort, um ihre Staatssekretärin zu rüffeln. Im gegenwärtigen Kontext sei es „völlig unangebracht“, dass Schiappa auf diese Weise die Aufmerksamkeit auf sich ziehe. Wieso genau, sagte Borne nicht.

Die Ökofeministin Sandrine Rousseau denkt dagegen, wie andere von der linken Opposition, dass absichtlich von der eigentlichen Kritik an der Regierung und am Präsidenten und namentlich vom Widerstand gegen die Rentenreform abgelenkt werde. Der Wirbel um Schiappa im Playboy sei deshalb nichts weiter als ein „Rauchvorhang“.

In ähnlich deplatzierter Weise habe ja auch Präsident Emmanuel Macron im Comic-Heft Pif Gadget ein Interview gegeben, und der wegen der Rentenreform umstrittene Arbeitsminister Olivier Dussopt habe mit seinem – etwas forciert wirkenden – Coming-out im Homomagazin Têtu seinerseits mit einem Titelfoto um Sympathien geworben.

Staatssekretärin gegen Diskriminierung

Schiappa bezeichnet sich als engagierte Feministin. Als Macron-Fan der ersten Stunde und Kampagnenhelferin ab 2016 wurde sie vom frisch gewählten Staatschef als Staatssekretärin für die Gleichstellung von Mann und Frau ernannt und später auch mit dem Kampf gegen andere Formen von Diskriminierung beauftragt. Ihre Bilanz ist jedoch eher bescheiden, weshalb sie ab Sommer 2022 mit anderen Aufgaben betraut wurde: solidarische Wirtschaft und Vereinswesen.

Dass sie nun ausgerechnet für ein Magazin posiert, das seit jeher sein Geschäft mit der sexistischen Vermarktung des Frauenkörpers gemacht hat, musste zwangsläufig Anstoß erregen. Die Herausgeber von Playboy in Frankreich können sich jedenfalls die Hände reiben.

Seitdem sich 1987 Pierrette Le Pen, die Mutter der Rechtsextremistin Marine Le Pen, aus Rache an ihrem Ex-Gatten Jean-Marie Le Pen für Playboy nackt abbilden ließ, war selten eine Nummer des Magazins am Kiosk so gefragt, wie es wohl die kommende Ausgabe am Donnerstag sein dürfte.

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