piwik no script img

Sri Lankas Regierung unter DruckExekutionsvideo veröffentlicht

In Sri Lanka ist ein Streit über die Echtheit eines Videos ausgebrochen, das Kriegsverbrechen an gefangenen Tamilen-Rebellen zeigt. Die Regierung bezeichnet es als Fälschung.

Die Armee hält rund 300.000 Tamilen in Lagern gefangen. Bild: ap

DELHI taz | Drei Monate nachdem die Regierungstruppen in Sri Lanka die Tamilen-Rebellen offiziell besiegt haben, ist ein Video aufgetaucht, in dem ein mutmaßlicher Regierungssoldat einen wehrlosen Gefangenen erschießt. Damit verdichten sich die Hinweise, dass die Armee in der letzten Phase des Krieges gegen die "Liberation Tigers of Tamil Eelam" (LTTE) Kriegsverbrechen begangen hat. Die Regierung bezeichnete das Video als Fälschung.

Der Film zeigt einen nackten Mann, der gefesselt und mit verbundenen Augen auf dem Boden sitzt. Ein Mann in Uniform der Regierungsarmee tritt ihm in den Rücken, ein anderer zielt mit einem Gewehr auf den Wehrlosen und schießt ihm in den Kopf. Dann erschießt er einen weiteren Gefangenen. Kommentare in der Landessprache Sinhala sind im Hintergrund zu hören. Auf dem Boden liegen Körper weiterer Männer, manche in Blut.

Die "Journalisten für Demokratie in Sri Lanka", ein im Juli in Berlin gegründeter Exilverband sri-lankischer Journalisten, brachte das Video in Umlauf. Sri Lankas Regierung bezeichnete es umgehend als Fälschung und bestritt, dass Soldaten Gefangene exekutiert hätten. Die Armee erklärte, das Video hätte die LTTE erstellt, um den "Ruf der Armee" zu schädigen.

Laut dem Journalistenverband soll ein Soldat den Vorfall im Januar gefilmt haben. Damals drängte die Armee die LTTE in einen kleinen Küstenstreifen im Nordosten. Unabhängige Beobachter hatten keinen Zutritt zu dem Gebiet. Wie viele Menschen bei der finalen Offensive im Mai ums Leben gekommen sind, bei der alle LTTE-Führer getötet wurden, ist unklar. Bis heute dürfen unabhängige Journalisten nicht mit Augenzeugen sprechen oder das Schlachtfeld aufsuchen. Berichte deuten darauf hin, dass die Regierung die letzte Kampfzone mit Bulldozern einebnen ließ.

Menschenrechtsorganisationen fordern eine unabhängige Untersuchung, ob es zu Kriegsverbrechen gekommen ist. Ein Sprecherin von Amnesty International sagte, das Video zeige das "tatsächliche Verhalten der Regierungstruppen während des Krieges". Laut Human Rights Watch habe ein Gutachter erklärt, nichts in dem Video lasse Zweifel an dessen Authentizität aufkommen. Die UNO solle Verstöße gegen das Kriegsrecht durch Armee und Rebellen untersuchen.

Der LTTE wurde vorgeworfen, Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen und Kindersoldaten einzusetzen. Die neuen Vorwürfe gegen die Regierung nähren die Sorge um knapp 300.000 Tamilen im Norden. Die Regierung hält dort fast die gesamte Bevölkerung aus dem einstigen Rebellengebiet in Lagern fest.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

1 Kommentar

 / 
  • AS
    Achim Schumacher

    Untersucht eigentlich der Internationale Strafgerichtshof die Vorgänge? Und wer kann dies veranlassen?