Spionage durch Bundestrojaner: Gesetze gegen Missbrauch gefordert
Die Justizministerin will den Einsatz durch die Spähsoftware einschränken. Der oberste Datenschützer des Bundes, Peter Schaar, kritisiert die ausgenutzte "Grauzone".
MÜNCHEN/BERLIN dpa/afp | Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) plädiert für eine technische Einschränkung von Onlineüberwachungsprogrammen. Sie sprach sich am Donnerstag in München dafür aus, die umstrittene Aufnahme von Bildschirmfotos nicht mehr zuzulassen.
Sie geht davon aus, dass die Mehrheit in der FDP diese sogenannten Screenshots ablehnt, verwies aber gleichzeitig darauf, dass es noch keinen Gremienbeschluss dazu gebe. Außerdem regte die Ministerin einheitliche Regelungen für den Umgang mit der Überwachungssoftware bei allen Sicherheitsbehörden und für die Gesetzgebung des Bundes und der Länder an.
Angesichts des umstrittenen Einsatzes von Spionagesoftware durch Behörden hat der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar unterdessen neue gesetzliche Regelungen gegen staatlichem Missbrauch beim Ausspähen von Computern gefordert.
Es gebe derzeit eine gefährliche "Grauzone" bei der Quellen-TÜK genannten Telekommunikationsüberwachung, mit der Internettelefonate und E-Mail-Kontakte überwacht werden, sagte Schaar der Süddeutschen Zeitung.
So gebe es in Bund und Ländern unterschiedliche Rechtsauffassungen über die Legitimität einiger Spähprogramme. Nötig seien eindeutige gesetzliche Regelungen für den Einsatz von Spionagesoftware.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Die Grünen und die Schuldenbremse
Im Nein steckt eine Chance
CDU-Anfragen zu NGOs
Neue Offensive gegen die Zivilgesellschaft
Geplante Grundgesetz-Änderungen
Linke stellt Eilantrag beim Bundesverfassungsgericht
Ukraine-Gespräche in Saudi-Arabien
Was Selenskyj noch bleibt
Sondierungen von Union und SPD
Die Grünen pokern hoch – und das ist richtig so
Leitantrag für Linken-Parteitag im Mai
„Kultur der revolutionären Freundlichkeit“