Spektakuläres NBA-Finale: Das Erbe von Bird und Magic

Die beste Basketball-Liga der Welt hat ihr Traumfinale: Wenn ab Donnerstag L.A. Lakers und Boston Celtics um den NBA-Titel spielen, dann lebt die glorreiche Vergangenheit wieder auf.

Begeistert vom Finale gegen die L.A. Lakers: Celtics-Star Garnett. Bild: rtr

NEW YORK taz Kevin Garnett war erst elf Jahre alt, doch er kann sich noch genau erinnern, wie das damals war,1987, als sich die Boston Celtics und die Los Angeles Lakers die letzte ihrer legendären Schlachten um den NBA-Titel lieferten. "Meine Mutter hat immer gesagt, ich soll mich nicht so dicht vor den Fernseher setzen, das würde meine Augen verderben", erzählt der jetzige Star-Forward der Celtics, "aber ich konnte mich einfach nicht davon lösen."

Garnett ist nicht der einzige Baskeballfan, bei dem in diesen Tagen lange vergrabene Erinnerungen an die größte Rivalität wach werden, die es im amerikanischen Profi-Basketball je gab. Wenn am Donnerstag die Celtics gegen die Lakers zum ersten Spiel der diesjährigen Finalserie auflaufen, wird jeder, der alt genug ist, an die Jahre zwischen 1984 und 1987 zurückdenken, als sich Earvin "Magic" Johnson und Kareem Abdul Jabbar für Los Angeles mit Larry Bird, Kevin McHale und Robert Parish für Boston die hochklassigsten und erbittertsten Finalpartien in der Geschichte der Liga lieferten. "Das war Basketball in Vollendung", schwärmt Byron Scott, der damals für LA spielte und heute die New Orleans Hornets trainiert, "zwei Mannschaften mit so großartigen Spielern, die so ausgeglichen sind und über so lange Zeit um die Meisterschaft kämpften, das war einmalig."

Die Rivalität zwischen Boston und L. A., die Amerika in den 80-er Jahren fesselte, löste ein wahrhaftes Basketball-Fieber im Land aus. Vorher stand der Sport weit im Schatten von Football und Baseball, es kamen durchschnittlich gerade einmal 10.000 Zuschauer zu den NBA-Spielen. Danach waren es schlagartig 15.000. Vorher verdiente ein NBA-Profi durchschnittlich 150.000 Dollar pro Jahr, nachher mehr als 750.000. Die Duelle zwischen Lakers und Celtics verwandelten einen Sport der schwarzen Minderheit in einen für den Mainstream.

Fesselnd an dem Zweikampf damals war nicht nur das Niveau, auf dem gespielt wurde - obwohl die beiden Teams Basketball zweifellos in eine neue Dimension beförderten. Es war sicher auch die immense Popularität der beiden Stars Larry Bird und Magic Johnson, die so beliebt waren wie nie zuvor Basketballspieler. Hinzu kam aber auch, dass die beiden Mannschaften Antipoden waren, die grundsätzliche Konflikte der amerikanischen Gesellschaft repräsentierten: Die Lakers aus der Entertainment-Metropole Los Angeles standen für Geld und Glamour, die Celtics aus dem Ostküstenzentrum Boston waren das Proleten-Team. Die Lakers waren ein vorwiegend schwarzes Team, bei den Celtics waren zumindest die Schlüsselspieler Bird und McHale weiß. Die Lakers standen für das lässige, sonnige Kalifornien, die Celtics für den grauen, altehrwürdigen Osten und seine Traditionsuniversitäten.

Ob die Lakers und die Celtics des dritten Jahrtausends genauso lange die Liga dominieren werden wie ihre Vorahnen aus den Achtzigern des vergangenen Jahrhunderts, muss man freilich erst noch abwarten. Das diesjährige Traumfinale verspricht immerhin der NBA endlich mal wieder gute Einschaltquoten, aber auch sportlich hochklassig und unterhaltsam zu werden. Auf der einen Seite steht Boston um das Supertrio Garnett, Paul Pierce und Ray Allen, die dank millionenschwerer Neuverpflichtungen in nur einem Jahr vom Kellerkind zur Spitzenmannschaft mutierten. Auf der anderen Seite steht L. A. mit dem zweifellos alles überragenden Spieler der NBA, Kobe Bryant, der im Spanier Pau Gasol drei Jahre nach dem Weggang von Shaquille ONeal endlich wieder einen kongenialen Partner gefunden hat. "Die Lakers spielen fantastisch, sie haben einen unglaublichen Lauf", zieht Pierce den Hut vor den Gegnern. Ähnlich respektvoll äußert sich Bryant über die Celtics: "Sie haben so viele starke Leute. Das könnte für uns ein Albtraum werden, die alle in Schach zu halten."

In erster Linie freuen sich die Spieler jedoch darüber, bei diesem Revival der glorreichen Vergangenheit dabei sein zu dürfen. "Es ist ein Traum", sagt Pierce, der in L. A. aufgewachsen ist und jetzt für Boston antritt, "diese Rivalität hat das Basketball revolutioniert, und jetzt bin ich ein Teil davon." Kevin Garnett geht es ähnlich: "Jeder, der Basketball liebt, weiß, was die Celtics-Lakers-Rivalität bedeutet. Ich kann es kaum erwarten. Ich muss nur aufpassen, meine Begeisterung im Zaum zu halten." Das müssen die Fans zum Glück nicht - sie dürfen in der kommenden Woche ihrer Euphorie über dieses Finale freien Lauf lassen.

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