Spedition des Lkw vom Breitscheidplatz: Kein Kontakt ab 16 Uhr
Vieles deutet darauf hin, dass der polnische Fahrer des Lkw, mit dem der Anschlag auf dem Breitscheidplatz verübt wurde, vorher getötet wurde.
Er habe seinen Scania auf den Fernsehbildern wiedererkannt. Mit dem Fahrer Lukasz, seinem Cousin, habe er bis 12 Uhr mittags Kontakt gehabt, danach noch bis kurz vor 16 Uhr mit dessen Frau. Lukasz sei verärgert gewesen, dass er die Ladung nicht gleich habe löschen können.
„Er sagte mir, dass die Deutschen ihn heute nicht mehr entladen würden. Er befand sich zu diesem Zeitpunkt am Stadtrand Berlins. Es hieß, er müsse mit dem Entladen bis zum nächsten Morgen um 8 Uhr warten.“ Dem Internetportal RMF24 sagte Żurawski, der Fahrer habe ihm gesagt, er befinde sich in einem seltsamen Stadtteil Berlins, wo es nur Muslime gäbe. „Die einzigen Deutschen waren die, die im Büro gearbeitet haben. Er wartete vor dem Firmentor, bis er am nächsten Tag entladen konnte.“ Gegen 16 Uhr sei der Telefonkontakt abgebrochen, so Zurawski.
Am nächsten Morgen identifizierte Zurawski aufgrund von Polizeiaufnahmen seinen Cousin: „Er fuhr 15 Jahre lang durch ganz Europa, war einer der besten Lkw-Fahrer Polens. Jetzt hinterlässt er Frau und einen 17-jährigen Sohn.“ Den Verletzungen nach zu urteilen, muss Lukasz mit dem Lkw-Kidnapper gekämpft haben.
Fahrübungen mit dem Lkw?
Auf dem Foto, das Zurawski Journalisten zugänglich machte, ist das Gesicht des Fahrer zu sehen: stark angeschwollen, voll blauer Flecke und blutverkrustet. Später teilt die Polizei mit, dass der Fahrer auch Stichwunden davongetragen habe, sein Tod aber durch Schüsse herbeigeführt worden sei.
Unterdessen gab die Firma in Gryfino bekannt, was die Auswertung der GPS-Daten ergeben habe. „Um 15.44 Uhr hat jemand versucht, den LKW zu starten“, sagte Łukasz Wąsik, ein leitender Angestellter der Firma, dem Portal wpmoney. Danach habe es eine Stunde lang keine Meldungen gegeben. Der zweite Versuch, den LKW in Bewegung zu setzen, erfolgte um 16.52. „Anschließend lief der Motor bis 17.37 Uhr. In dieser Zeit hat sich das Fahrzeug nicht bewegt“, so Wąsik. Um 19.34 habe sich das Fahrzeug schließlich in Bewegung gesetzt.
„Das waren keine Starts, um den Motor warmlaufen zu lassen oder die Kabine zu heizen“, fügte Wąsik hinzu. „Dafür gibt es andere Systeme. Eher habe es so ausgesehen, als ob jemand versucht habe, mit dem LKW fahren zu lernen – und Probleme dabei hatte, es in Bewegung zu setzen.“
Ariel Żurawski hat seine Firma 2005 gegründet, ein Jahr nach dem Beitritt Polens zur Europäischen Union. Begonnen hat er mit einem Transporter, heute bedient die Firma aus Gryfino südlich von Stettin Kunden aus Deutschland, Italien und Skandinavien.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Trump und die Ukraine
Europa hat die Ukraine verraten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Gerhart Baum ist tot
Die FDP verliert ihr sozialliberales Gewissen
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss