Specht der Woche 16.03.2020: Schluss mit Panik

Christian findet, es wird zu viel über die Corona-Pandemie berichtet. Denn auch Angst kann krank machen.

Bild: Zeichnung: Christian Specht

Ich möchte, dass Corona abgeschleppt wird. Ich habe den Eindruck, viele Menschen sind genervt von den ganzen Berichten über das Coronavirus. Manche haben sicher auch Angst. Man redet zwar viel über das Virus selbst, aber was ist mit den Leuten, die wegen der ganzen Berichterstattung Panikattacken bekommen? Wer denkt an diese Menschen?

Christian Specht, Jahrgang 1969, ist politisch engagiert und setzt sich für mehr Mitwirkungsmöglichkeiten von Menschen mit Beeinträchtigung in den Medien ein. Seit 2017 ist er der erste Mensch mit Beeinträchtigung im Vorstand der Lebenshilfe. Er hat ein Büro in der taz und zeichnet (un)regelmäßig den „Specht der Woche”.  

Angst kann auch krank machen, darüber redet aber niemand. Ich selbst kriege zum Beispiel Angst, wenn die Menschen sagen, man soll zu Hause bleiben, um sich nicht anzustecken. Da fällt mir ja die Decke auf den Kopf.

Ich denke, es ist auch nicht richtig, dass man jetzt alle Großveranstaltungen absagt. Ich weiß nicht, wie viel das bringt. Man wusste zum Beispiel auch schon vor Corona, dass Händewaschen wichtig ist, und trotzdem haben sich die Leute mit Krankheiten angesteckt. Stell dir mal vor, du hast eine Karte für ein Konzert gekauft, und es wird jetzt abgesagt, dann hast du aber den Verlust. Für die Veranstalter selbst ist das natürlich auch schlecht. Man könnte ja zum Beispiel aus den Großveranstaltungen, die abgesagt wurden, viele kleine Veranstaltungen machen. Damit wäre allen geholfen.

Über das Virus aufzuklären ist natürlich okay, aber mit der ganzen Panikmache muss langsam Schluss sein. Wenn überall nur Corona, Corona, Corona steht, dann haben ja andere sehr wichtige Themen keinen Platz mehr in der Zeitung.

Meine Idee wäre es, einen Kongress zu veranstalten, auf dem man auf einmal alle Leute aufklärt. Am besten findet der Kongress aber im Internet statt, denn da kann man sich ­höchstens mit Computerviren anstecken.

Protokoll: Patrick Wagner