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Spanischer Facebook-AktivistDer ungeduldige Demokrat

Ein typischer "Empörter": Fabio Gandara hat die Protest-Bewegung in Spanien mit einer Facebookseite angestoßen. Ein Revoluzzer in Hemd und gebügelter Hose.

Hat den Sprung auf die Straße geschafft: Facebook-Aktivist Fabio Gandara. Bild: Reiner Wandler

MADRID taz | So sieht also ein spanischer Revoluzzer im Jahre 2011 aus. Fabio Gandara hat kurze Haare, einen ordentlich gestutzten Bart, trägt ein Hemd und eine gebügelte Hose. Wer dem 26-Jährigen aus Madrid zufällig begegnet, käme nie auf die Idee, dass er einer der Väter der Bewegung ist, die unter dem Motto "Echte Demokratie jetzt!" seit Tagen Zehntausende in ganz Spanien auf die Straße und Plätze bringt.

Gandara ist jung, arbeitslos und hat einen Hochschulabschluss in Jura. Er ist damit der typische "Empörte", wie sich die Demonstranten nennen. "Jugend ohne Wohnung, ohne Job, ohne Angst" eben. "Es war vor drei Monaten, als alles begann", wird Gandara dieser Tage nicht müde zu erklären. Ob von Presse, Funk oder Fernsehen, der junge Mann ist zu einer gesuchten Persönlichkeit geworden. Dabei war er nur ein ganz normaler Facebook-Aktivist und Blogger, der "viel auf Seiten herumsurfte, die die Unzufriedenheit mit der politischen Situation zum Thema hatten".

Bis er dann eines Tages mit ein paar Freunden, "die ich meist nur aus dem Internet kannte", auf die Idee kam, unter dem Namen "Democracia Real Ya!" so etwas wie eine Koordination aller Einzelbewegungen zu schaffen. Es geht Gandara nicht um links oder rechts. Es geht ihm um die Unzufriedenheit mit der Lage in Spanien, die unsoziale Krisenbewältigung, Arbeitslosigkeit, Korruption und das ungerechte Wahlgesetz, das ein Zweiparteiensystem absichert. "Alles dreht sich um den gesunden Menschenverstand", sagt Gandara gerne.

Den richtigen Riecher gehabt

Am Anfang waren gerade einmal 15 auf der Facebookseite von "Democracia Real Ya!". Mittlerweile sind es über 300.000. Gandara war dennoch "richtig überrascht", wie gut der Sprung aus dem Netz auf die Straße gelang.

Vor den Demonstrationen am Sonntag, dem 15. Mai, kamen gerade einmal drei Medien zur Pressekonferenz, und das weil junge Redakteure im Hause darauf bestanden. Sie hatten den richtigen Riecher. 130.000 haben in ganz Spanien demonstriert und anschließend die Plätze besetzt.

Die Proteste haben mittlerweile auf rund 300 Städte - bis hin zu den Spaniern im Ausland - übergegriffen. Obwohl sich die Medien um ihn reißen, ist Gandara kein Anführer im klassischen Sinne. Samstag um Mitternacht, als das Verbot der Kundgebungen durch die Wahlkommission alleine in Madrid von 30.000 Menschen gebrochen wurde, stand er als einer von vielen irgendwo in der Menge. Kaum jemand erkannte den jungen Mann auf dessen Computer die "horizontal vernetzte Bewegung" begann.

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3 Kommentare

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  • A
    Alejandro

    Sehe ich wie mein Vorredner. Wie kann man ernsthaft sagen, es gehe nicht um "links" oder "rechts"? Links oder rechts, progressiv/radikal oder konservativ kommen immer ins Spiel, wenn es um Verteilungs- und Eigentumsfragen geht, und um die geht es hier. Es geht darum, welche ökonomische und soziale Politik gemacht wird, und die belastet entweder - wie derzeit- die Arbeitnehmer, oder sie nimmt auch die Kapitalseite in die Pflicht, ist also entweder rechts oder links. Tertium non datur!

  • K
    Karola

    Wunderbar. Er steht nicht rechts, nichts links. Es geht um den gesunden Menschenverstand und Gerechtigkeit für ALLE.

     

    Das verstehen die Menschen und ich auch. Da ginge ich auch auf die Straße. Es wird Zeit,dass Deutschland aufwacht, denn der Neoliberalismus ist nicht hinnehmbar. Er unterminiert die Demokratie und legt Politiker an die Leine statt umgekehrt.

     

    Neoliberalus ist heute das, was vor einigen Hundert Jahren der Feudalismus war. Das kann kein normaler Mensch wollen.

  • F
    flujo

    selbst die TAZ, immerhin die erste und immer eine der ganz wenigen, die über die Proteste in Spanien berichten, braucht unbedingt ein "Aushängeschld", ein Gesicht und einen Kopf der und hinter der Bewegung. Wenn der Autor den von ihm geschrieben Text selbst lesen würde und die Aussagen, dann braucht es kein anrührendes "er steht unerkannt in der Menge".

    Schade, diese zwanghafte Suche nach dem Hype, obwohl es um ernstahfte Bemühungen geht, den Arsch gemeinsam hochzukriegen (auch wenn mir so manche der Ziele und Analysen innerhalb dieser Bewegung etwas naiv und angepasst erscheinen).