■ Spanien will Spots in Marokko senden: TV soll Immigranten abschrecken
Madrid (taz) – Spaniens Innenministerium hat sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen, um die „Flut von illegalen Immigranten“ aus Marokko zu stoppen. Im staatlichen Fernsehen des Nachbarlandes sollen Fernsehspots ausgestrahlt werden. Spritzende Gischt, schrille Schreie, hohe Wellen – dramatische Bilder sollen all denjenigen, die mit dem Gedanken spielen, nach Europa einzuwandern, die Gefahren der Fahrt mit dem Kleinboot über die 14 Kilometer breite Meerenge von Gibraltar verdeutlichen.
Die zuständigen Stellen in Marokko schweigen sich zum Programmangebot aus Spanien bisher noch aus. Es scheint ihnen zu peinlich zu sein. Wer gibt schon gerne zu, daß im letzten Jahr – so die Angaben spanischer regierungsunabhängiger Organisationen – 1.000 Bürger das Leben bei der Flucht aus wirtschaftlicher Not verloren und dafür auch noch zwischen 3.000 bis 6.000 Mark an die Schleppermafiosi bezahlt haben. Der Preis variiert je nach Serviceleistungen. Eine einfache Überfahrt nach Spanien ist am billigsten, aber auch am gefährlichsten. 14.000 wurden im letzten Jahr an Spaniens Küsten von der Guardia Civil verhaftet und sofort wieder abgeschoben. Ein komplettes Pauschalpaket mit Überfahrt und Weiterreise versteckt in einem Lkw bis Frankreich, Holland oder Italien inklusive Arbeitsplatz ist die teuerste Variante.
Wie vielen Nordafrikanern der Weg ins europäische Dorado gelungen ist, weiß keiner. Nur eins ist sicher. Hätten sie die Chance, ein Visum nach Europa zu bekommen, würden über 80 Prozent der Marokkaner ihr Land verlassen, so das Ergebnis einer Umfrage. Der letzte schaltet den Fernseher aus. Reiner Wandler
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