Spanien entfernt letztes Denkmal: Francos Entsorgung
Die letzte Reiterstatue des spanischen Diktators Franco wurde jetzt entfernt - über 30 Jahre nach seinem Tod.
MADRID taz Die letzte große Reiterstatue des ehemaligen spanischen Diktators Francisco Franco wurde am Donnerstag im nordwestspanischen Santander vom Sockel geholt. Um 9.30 Uhr in der Früh rückten ein Kran und ein Schwertransporter an. Die Polizei musste den Abtransport vor Ewiggestrigen schützen, die die Verbannung des sieben Meter hohen Bronzemonumentes verhindern wollten. Das Denkmal, das den 1975 verstorbenen General zeigt, zierte seit 1964 den Rathausplatz der Stadt. Damit endete am helllichten Tag, was vor drei Jahren bei Nacht und Nebel in der Hauptstadt Madrid begann. Dort stand vor einem Gebäudekomplex, der mehrere Ministerien beherbergt, eine Kopie der Bronzestatue aus Santander. Sie wurde auf Anordnung der Regierung unter José Luis Rodríguez Zapatero in eine Lagerhalle der Stadtverwaltung gebracht. Weitere Statuen folgten.
Ein unter den Sozialisten erlassenes "Gesetz zur historischen Erinnerung" besagt, dass alle Symbole der Diktatur aus dem öffentlichen Leben zu verschwinden haben. Neben den Statuen des Diktators, der 1936 gegen die demokratische Ordnung putschte und damit einen dreijährigen Bürgerkrieg und eine rund 40-jährige Diktatur auslöste, betrifft dies auch Gedenktafeln und Straßennamen. Der Rathausplatz in Santander wurde erst 2001 umbenannt. Bis dahin hieß er Platz des Generalísimo, ein Titel, den sich General Franco selbst verpasst hatte.
Auch die Statue aus Santander verschwindet jetzt in einer Lagerhalle. Dort soll sie auf die Eröffnung eines Regionalmuseums warten, in dem sie dann ausgestellt wird. Zusammen mit der Statue ließ die konservative Stadtverwaltung auch ein Wappen der von Franco gestürzten Republik entfernen. Dies stieß auf Unverständnis bei den Angehörigen der Opfer der Diktatur.
Nach dem Denkmalsturz in Santander gibt es in Spanien nur noch eine kleine Franco-Statue. Sie steht im Hafen der spanischen Exklave in Nordafrika, Melilla, und zeigt den General in der Uniform der Truppen in Nordafrika. Doch auch ihre Tage sind gezählt. Die Stadtverwaltung hat bereits beschlossen, sie abmontieren zu lassen.
Erst vor einem Monat war dem toten Diktator die Ehrenbürgerschaft seines Geburtsortes Ferrol entzogen worden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen