■ Spanien: Duell der Frauen: Europa als schmückendes Beiwerk
Ein Frauenduell: die Schlanke gegen die Pummelige; die Verheiratete gegen die Ledige; die Fortschrittliche gegen die Konservative. Die Porträts der beiden spanischen Spitzenkandidatinnen für das Europaparlament, Rosa Diez (48) von der sozialistischen PSOE und Loyola de Palacio (47) von der regierenden Partido Popular (PP) füllen die großen Tageszeitungen.
Diez gibt sich betont feministisch. 46 Prozent ihrer Liste sind Frauen, unter denen, die eine Chance haben, in das Straßburger Parlament einzuziehen, genau die Hälfte. In ihrer Gegnerin, der ehemaligen Landwirtschaftsministerin de Palacio, sieht sie nur eine „Alibifrau“. Sie rügt die omnipräsente Männerwelt auf den Wahlkampfveranstaltungen. Dort geben Regierungschef José Maria Aznar oder PP-Generalsekretär Javier Arenas den Ton an. Doch auch Diez verkommt zum schmückenden Beiwerk für die sozialistischen Herren, allen voran Ex-Regierungschef Felipe González. Dieser forderte ein Rededuell im Fernsehen. Nicht Diez gegen de Palacio, sondern er selbst gegen Regierungschef Aznar.
Am 13. Juni geht es in Spanien um mehr als die 64 Mandate für Europa. Die Spanier wählen auch ihre Kommunalvertretungen und die Regionalparlamente in 13 der 17 Autonomien. Die dreifache Stimmabgabe wird so zur ersten Testwahl für Aznar. Wer will so ein Ereignis schon dem schwachen Geschlecht überlassen? Selbst wenn der Sieg der Konservativen feststeht. Reiner Wandler
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