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Späth bei Honecker - Prima Klima

■ Baden–Württembergs Ministerpräsident Späth sieht nach Gespräch mit Honecker während der Leipziger Messe gute Atmosphäre für Fortschritte in den deutsch/deutschen Beziehungen

Ost–Berlin (dpa) - Nach Ansicht des baden–württembergischen Ministerpräsidenten Lothar Späth (CDU) haben beide deutsche Staaten das Interesse, in ihren Beziehungen „ein Stück voranzukommen“. Nach einem gut einstündigen Gespräch mit DDR–Staats– und Parteichef Erich Honecker äußerte Späth am Montag vor Journalisten in Ost–Berlin den Eindruck, es sei „das Klima da für weitere Schritte“. Dies zeige ihm die ganze Atmosphäre, sowohl bei der Leipziger Messe, die er am Sonntag besucht hatte, wie bei dem jetzigen Gespräch mit Honecker im Staatsratsgebäude in Ost–Berlin. Auch Bundeswirtschaftsminister Martin Bangemann (FDP), der ebenfalls am Vortag mit Honecker in Leipzig zusammengetroffen war, sprach am Montag vor Journalisten in der Messestadt von verbesserten Rahmenbedin gungen in den deutsch–deutschen Beziehungen während des vergangenen Jahres. Insbesondere bei der Diskussion über Möglichkeiten der Abrüstung sei man mittlerweile „ein weiteres Stück vorangekommen“. Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) nannte am Montag Probleme, die sich aus seiner Einladung an Honecker und dessen Einladung an den Bürgermeister zur 750–Jahr– Feier im jeweils anderen Teil der Stadt ergeben, als lösbar. Eine gegenseitige Teilnahme sei möglich. Auch Diepgen hatte sich am Sonntag in Leipzig mit Honecker getroffen. Unterdessen wandte sich Regierungssprecher Ost vor der Presse in Bonn gegen neue Spekulationen über einen Besuchstermin von Honecker in der Bundesrepublik. Ost nahm damit auf Fragen zu Äußerungen des CSU–Vorsitzenden Strauß Stellung, der einen Besuch Honeckers in der zweiten Jahreshälfte für möglich gehalten hatte. Späth meinte, es gebe genügend Ansätze, „wo wir die gut–nachbarschaftliche Entwicklung voranbringen können“. Im Hinblick auf die „gewachsene Zahl von Reisegenehmigungen für DDR–Bürger“ und die „Unterbindung der unkontrollierten Einreise von Asylbewerbern“ über den DDR– Flughafen Schönefeld nach West– Berlin sprach Späth von „einer ganzen Reihe Signale, die man aufnehmen kann“. Er habe mit Honecker auch „über Besuchsfragen geredet, wie immer über Besuchsfragen geredet wird“, sagte Späth. Er wolle sich aber nicht an Spekulationen beteiligen. Honecker werde „zum richtigen Zeitpunkt eine richtige Entscheidung treffen. Das sollten wir doch ihm überlassen“.

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