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Späte Einsicht

■ Den USA wachsen die Mudschaheddin über den Kopf

Elf Jahre lang lagen Washington die strategischen Interessen in Südasien näher als ideologische Vorbehalte gegenüber der fundamentalistischen Ausrichtung des Zia-ul-Haq-Regimes. Zunächst galt, es dem Sowjetreich den Weg zu den arabischen Ölquellen und Gewässern abzuschneiden. Dann hieß es, der Waffennachschub werde eingestellt, sobald die Genfer Verträge unterzeichnet seien und schließlich, wenn erst der letzte Rotarmist die Brücke in die Heimat überquert habe. „Das Recht der Afghanen auf Selbstbestimmung im eigenen Lande“ sollte Präsident Bush just nach seinem Amtsantritt zu einer erneuten Zusage der jährlichen Milliardenhilfe bewegen, die nach wie vor durch die Hände der radikal -fundamentalistischen Partei an den Widerstand gelangt.

Washingtons Ziehkind und Hauptwaffenliferant an den afghanischen Widerstand, der pakistanische Geheimdienst ISI, soll jetzt als Prügelknabe für die fortgesetzte Waffenhilfe an die fundamentalistischen afghanischen Fraktionen herhalten. Im US-Außenministerium trägt man sich mit dem Gedanken, einen Sonderbeauftragten einzusetzten, der dem pakistanischen Einfluß auf die Mudschaheddin Einhalt gebieten soll.

Erst die Auswirkungen der Rushdie-Affäre scheinen die USA daran erinnert zu haben, daß die fundamentalistischen Zöglinge außer Kontrolle geraten und der Waffennachschub sich gegen die eigenen Interessen kehren könnte. Die pakistanische Regierung unter Benazir Bhutto bemüht sich immerhin, die kompromißbereiten Kreise der auf ihrem Territorium gebildeten, in den afghanischen Reihen umstrittenen Übergangsregierung zu stützen - ungeachtet der Tatsache, daß Pakistan damit einmal mehr gegen das Genfer Abkommen verstößt. Es wurde längst Zeit, daß die CIA und nicht ein Sonderbeauftragter dieser Politik folgt. An den negativen Auswirkungen der bisherigen bedingungslosen Unterstützung der Mudschaheddin auf die Ost-West -Beziehungen, wie von sowjetischer Seite angedroht, kann Washington ebensowenig interessiert sein wie an einem Scheitern des demokratischen Experiments in Pakistan.

Simone Lenz

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