Sozialprotest II: Wieder ne Bank
Rund 500 Menschen protestieren in Berlin gegen Krisenpolitik und "überfallen" eine Bank in der Potsdamer Straße.
Die Commerzbank in der Potsdamer Straße schloss am Donnerstag früher als sonst. Kurz nach 16 Uhr bekam sie Besuch von rund 200 Demonstranten, die symbolisch - als Protest gegen den Umgang mit der Weltfinanzkrise - das Geldinstitut überfielen.
Zuvor hatten linke Gruppen am Wittenbergplatz gegen Kürzungen im sozialen Bereich demonstriert. An der Kundgebung am Nachmittag nahmen nach Angaben der Initiatoren 500 Menschen teil. Die Proteste im Rahmen eines bundesweiten Aktionstages standen unter dem Motto "Wir zahlen nicht für eure Krise". Nicht Milliardenhilfen für die Banken, sondern für soziale Projekte forderte das Bündnis aus linken und globalisierungskritischen Gruppen, Gewerkschaftern und Umweltverbänden. Ein Redner erklärte: "Arbeitnehmer und Erwerbslose dürfen nicht die Knautschzone der Wirtschaftskrise werden." Die Bündnis-Sprecherin Christina Kaindl sagte der taz: "Wir wollen nicht, dass die Gesellschaft von den Banken als Geisel genommen wird."
Die Protestler haben sich ihr eigenes Rettungspaket geschnürt: Geld für Bildung, den kommunalen Wohnungsbau, soziale Projekte und ein kostenloser Nahverkehr gehören dazu. Das Geld dafür forderten sie in der Kassenhalle der "überfallenen" Commerzbank vom Filialleiter. Sie konnten die Bank betreten, weil sie die Polizei austricksten, die noch am Wittenbergplatz stand, wo sie die Filiale der Deutschen Bank bewachte. Bevor die Beamten am "Tatort" eintrafen, verließen die Demonstranten die Bank. Es gab keinerlei Zwischenfälle.
Auch auf der anderen Straßenseite vor der Deutschen Bank und dem nebenan liegenden Finanzamt Schöneberg forderten die Demonstranten Geld aus dem Tresor. Doch hier verhinderte die Polizei, dass die Protestler die Gebäude betraten.
Schon im Juni beim Bildungsstreik hatten Studierende erfolgreich die Deutsche Bank am Wittenberg "überfallen". An einem ähnlichen Aktionstag am 28. März hatten 15.000 Menschen in Berlin gegen den Umgang mit der Krise demonstriert. Mitglieder der linken Szene randalierten, die Polizei nahm 23 Menschen fest.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird
Überraschung bei U18-Wahl
Die Linke ist stärkste Kraft
RTL Quadrell
Klimakrise? War da was?
Ukraine-Verhandlungen in Saudi-Arabien
Wege und Irrwege aus München
Absturz der Kryptowährung $LIBRA
Argentiniens Präsident Milei lässt Kryptowährung crashen