■ Sozialist führt nach erstem Durchgang: Stichwahl um Präsidentenamt in Serbien
Belgrad (taz) – Am Sonntag scheiterte auch der dritte Versuch: Serbien hat immer noch keinen Präsidenten. Ähnlich wie vor zwei Monaten lag die Wahlbeteiligung knapp über den notwendigen 50 Prozent. Die Kandidaten der Linken, Milan Milutinović, mit rund 43 Prozent der Stimmen, und der Serbischen Radikalen Partei, Vojislav Šešelj, der 33 Prozent erreichte, qualifizierten sich für die Stichwahl am 21. Dezember. Für Vuk Drasković von der Serbischen Erneuerungsbewegung stimmten 17 Prozent.
Zufriedene Gesichter konnte man am Montag morgen in der Zentrale der Milošević-Sozialisten sehen. Die Stimmung erheiterte Pressesprecher Ivica Dacić: „Unser Kandidat, Milan Milutinović, führt überzeugend. Er hat 400.000 Stimmen Vorsprung vor Vojislav Šešelj.“ Dem „Phänomen Šešelj“ ein Ende setzen, den „Faschismus“ in Serbien aufhalten, das Land „retten“ sei die Verpflichtung der Sozialisten.
„Sie können mich nicht aufhalten“, sagte Vojislav Šešelj. „Milutinović hat seinen Erfolg der frenetischen Wahlkampagne der Sozialisten und der Instrumentalisierung von Drasković zu verdanken. Wir wollen abwarten, wie sich die Wähler in der Stichwahl polarisieren werden.“ Drasković habe versucht ihn aufzuhalten, jedoch mit seinen Attacken auf die Radikalen sich selbst vernichtet. Vor zwei Monaten hatte Šešelj gegen den Kandidaten der Linken, Zoran Lilić, im zweiten Wahlgang rund eine halbe Million Stimmen dazugewonnen. Präsidentschaftswahlen werden in Serbien zum Nationalsport. Šešelj und ein Milošević-Vertreter kommen in die Stichwahl, Drasković ruft zum Boykott auf, die Wahlbeteiligung liegt unter 50 Prozent, und alles fängt von vorne an. Andrej Invanji
Kommentar Seite 12
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen