■ Sozialhilfe-Empfänger berichten: Also doch Telefonsex?
In der Waller Grenzstraße ist man auf Städtevergleiche nicht gut zu sprechen: Dort gehen täglich Sozialhilfe-EmpfängerInnen ein und aus – und lassen sich bei der „Aktionsgemeinschaft arbeitsloser Bürgerinnen und Bürger“ beraten.
Eine „Katastrophe“ sei die jetzige Diskussion, heißt es dort unisono – sowohl die von der neuen Sozialsenatorin Hilde Adolf (SPD) geplante Kürzung der Bekleidungspauschale als auch das Ausweiten niedrig bezahlter Prämienarbeit sorgen für Unmut: Schon jetzt müsste er schließlich mit nur 555 Mark pro Monat seinen Lebensunterhalt managen, erzählt der langzeitarbeitslose Klaus G. – und gegen Prämienarbeit hätte er schon in den 80er Jahren gemeinsam mit der AGAB heftig protestiert. Bei seiner damaligen Arbeit auf dem Friedhof für vier Mark die Stunde hätte er sich eher wie das „Arschloch“ gefühlt.
Von Arbeitspflicht als Leistung für die „Gegenleistung Sozialhilfe“ hält man bei der AGAB nichts: Wenn schon gemeinnützige Arbeit, dann bitte freiwillig, sagt Berater Thomas Beninde. Schließlich würde man so tun, „als wollten die meisten Sozialhilfe-Empfänger gar nicht arbeiten“. Dabei stimme das gar nicht: „Die Warteliste für BSHG-19-Stellen ist dicht“.
Außerdem könnten viele Sozialhilfe-EmpfängerInnen gar nicht Prämien-Schuften – wie die 32jährige alleinerziehende Mutter Maren B.: Ihre kleine Tochter kam ungeplant. Jetzt denkt die Mutter wegen der knappen Zeit zwischen Studium und Kind schon über „Telefonsex“ nach – um die Sozialhilfe überhaupt beenden zu können. Von möglichen Kürzungen beim Kleidergeld für's Töchterchen möchte sie lieber gar nichts wissen: „Wenn ich nur allein an den Schuhbedarf denke.“ kat
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