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Sozialdemokratische Theaterlandschaft

Nach einer am 30. April von der SPD veranstalteten Anhörung zu dem von Kultursenator Roloff-Momin in Auftrag gegebenem Theatergutachten, in der die Leiter und Intendanten der darin genannten Theater erstmals zu Wort kamen, erläuterten SprecherInnen der Fraktion gestern ihre Vorstellungen hinsichtlich der Zukunft der Berliner Theaterlandschaft. Die kulturpolitische Sprecherin der SPD, Dr. Irana Rusta, plädierte für eine stufenweise und zügige Angleichung der finanziellen Ausstattung der Osttheater an das Westniveau sowie für eine radikale Umstrukturierung des Finanzetats zugunsten »innovativer und hochwertiger Bereiche«, insbesondere der Spielstättenförderung für freie Gruppen. Im einzelnen wurden auf Grundlage des Theatergutachtens einige Institutionen spezifisch beleuchtet:

Die drei Opernhäuser möchte die SPD erhalten, jedoch keine Standeszuweisungen oder dramatische Vorgaben abgeben. Vielmehr sollten die Opern »im freien Wettbewerb« sich profilieren. Rusta begrüßte die Einsetzung Daniel Barenboims als künstlerischer Leiter der Staatsoper, will ihm jedoch zusätzlich einen Verwaltungschef zur Seite stellen.

Das Metropoltheater als Operettenstandpunkt und der Friedrichstadtpalast als Revue- und Varietetheater sind nach Ansicht der SPD erhaltenswürdig, sollen aber privatisiert werden, wobei das Land Berlin im Fall des Metropoltheaters Verpachtung und Vertragsgestaltung zwecks Sicherung des Programmauftrags übernehmen sollten. Eine im Gutachten geforderte Überführung des Friedrichstadtpalastes in die Zuständigkeit des Wirtschaftssenats lehnt die SPD ab. Vertretbare Eintrittspreise sollten durch Platzzuschüsse gewährleistet werden. Die Kinderrevue soll erhalten bleiben.

Am Konzept des Hebbeltheaters als Ort nationaler und internationaler, nicht etablierter Avantgarde hält die SPD fest, will aber geeignete Einzelprojekte in die Freie Volksbühne verlegen, die in Anlehnung an das Gutachten in ein »Theater der Nationen« ohne festes Ensemble umgewandelt werden und auch als Produktionsstätte internationaler Künstlerpersönlichkeiten dienen soll. Nach Ansicht Rustas führt an der Auflösung des Ensembles der Freien Volksbühne, das sich »weder beim Publikum noch bei der Kritik behaupten konnte« kein Weg vorbei und sei, im Sinne der Realisierung der Idee des Europäischen Theaters die »kostenneutralste« Lösung. Das im Gutachten durch eine »junge« Truppe zu ersetzende Ensemble der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz halten die SPD dagegen für erneuerungsfähig in einem »gesellschaftspolitisch engagierten Theater« unter neuer Intendanz.

Das Berliner Ensemble sollte Ort lebendiger, nicht »musealer« Pflege der Brecht-Tradition werden. Gelingt eine Einigung des Kultursenators mit den Brecht-Erben nicht, könne man sich auch vorstellen, eine »Zeitlang ohne Brecht zu leben«. Der Tanz und das Pantomimentheater soll zukünftig in der Theatermanufaktur gepflegt werden. Die freien Gruppen sollen künftig auch in den etablierten Theaterhäusern ihren Platz finden sowie in zusätzlich institutionell geförderten neuen Spielstätten. Als mögliche Orte wurden das Theater des Ostens in Karlshorst, die Schultheiß-Kulturbrauerei, die Bezirke Kreuzberg und Prenzlauer Berg genannt. Auch Kinotheater in landeseigenem Besitz will die SPD auf ihre Theatertauglichkeit prüfen. Doroh

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