Sozialbericht der OECD: Die Lücke in Deutschland ist groß
Eine neue Studie der OECD zu Einkommensunterschieden zeigt, dass es in Deutschland immer noch große Defizite gibt. Experten fordern Nachbesserungen.
BERLIN dpa | Die Einkommensunterschiede in Deutschland sind nach OECD-Angaben größer als in vielen anderen Industrieländern. Dies geht aus dem neuen Sozialbericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervor, der die Entwicklung in 34 Industrienationen untersucht. In Deutschland verdienen demnach die obersten zehn Prozent der Erwerbstätigen 6,6-mal so viel wie die untersten 10 Prozent, heißt es in der am Donnerstag veröffentlichten Analyse.
Für Berechnungen aus den Jahren 2012 und 2013 liegt Deutschland unter den OECD-Ländern im Mittelfeld an Platz 14. Besonders ausgeglichen sind die Einkommen in den nordischen und einigen osteuropäischen Ländern, wie Dänemark, Slowenien, der Slowakei und Norwegen. Eine große Einkommenslücke klafft hingegen in Staaten wie Chile, der Türkei, den USA oder auch Großbritannien.
Während der Jahre der Finanzkrise zwischen 2008 bis 2011 seien die realen Einkommen bei den oberen zehn Prozent leicht angestiegen, im unteren Bereich blieben sie gleich. Anfang der 2000er Jahre hatte es noch einen deutlicheren Anstieg der Ungleichheit in Deutschland gegeben. Trotz Krise wurde dieser Trend aber nicht fortgesetzt - anders als bei der Mehrzahl der OECD-Länder.
In Deutschland wird ein Großteil der Ungleichheit in Löhnen und Einkommen durch Steuer- und Sozialsysteme ausgeglichen, erklärte eine OECD-Sprecherin. Allerdings fordern die Experten in ihrem Bericht zu Deutschland, dass mehr in Bildung investiert und die Sozialversicherung von Menschen in Minijobs und Ähnlichem verbessert werden müsse.
Auch wenn man das Vermögen betrachtet, ist die Ungleichheit in Deutschland größer als im Durchschnitt der dabei 19 untersuchten Industriestaaten. Die reichsten zehn Prozent der Deutschen besitzen laut Bericht 60 Prozent der Nettohaushaltsvermögen, im OECD-Schnitt sind es 50 Prozent. Diese Daten seien aber schlecht zu erfassen.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krise bei VW
Massiver Gewinneinbruch bei Volkswagen
VW-Vorstand droht mit Werksschließungen
Musterknabe der Unsozialen Marktwirtschaft
Verfassungsgericht entscheidet
Kein persönlicher Anspruch auf höheres Bafög
Kamala Harris’ „Abschlussplädoyer“
Ihr bestes Argument
Zu viel Methan in der Atmosphäre
Rätsel um gefährliches Klimagas gelöst
Nahostkonflikt in der Literatur
Literarischer Israel-Boykott