piwik no script img

■ SoundcheckFidel Bastro

Gehört: Fidel Bastro. Kristof Schreuf fand als erster die passenden Worte: Es ist eben nicht alles nur Rock'n'Roll. Die allgemeine Stimmung in der Fabrik anläßlich des Fidel Bastro- Festival-Marathons hatte jedenfalls entschieden gelitten. Doch der Reihe nach.

Zur feierlichen Vorstellung der Compilation Zehn des Hamburger Labels sollten 14 der 24 auf dem Tonträger vertretenen Bands und Solo-Künstler das Abendprogrammfüllen. So eröffnete Teer Gleene Muck die illustre Runde gegen 21 Uhr. Stau zelebrierten trotz eines ausgefallenen Mikrophons vaporisierende Krachbrutalitä-ten, während Unhold liebenswert dissonante Songgebäude entwarfen. Dabei wurden die dankenswerterweise unglaublich kurzen Umbaupausen zwischen den durchschnittlich 20minütigen Auftritten teilweise anhand genretreuer Super-8-Filme veredelt.

Gewohnt stilsicher betrat Happy Grindcore-Sänger Schack die Bühne. „Schneidet euch die Haare, wascht euch, werdet Menschen“, setzte er seine in rituelle Beschimpfungsorgien gekleidete Verweigerungshaltung gegen das Publikum an. Daraufhin stürmten einige Menschen zielstrebig die Bühne, um ihren Widerspruch schlagkräftig zu untermauern.

Unbeholfene Nazi-Vorwürfe wurden gegen Schack angeführt, deplaziertes „Dumm-Punk“-Gegröhle folgte von der Gegenseite aus dem Publikum. Anderenorts wurden Fragen gestellt: Können Punk-Ingridenzien nach solchen Reaktionen noch bedenkenlos verwendet werden? Oder würde gerade der Verzicht darauf diesen selbsternannten Punks eine Definitionsmacht zuschreiben, die ihnen aus guten Gründen nicht zusteht? Wohl letzteres.

Jedenfalls fand der happy Grindcore nicht wirklich statt, und entgegen der Vermutung des Moderators Klausner waren Dackelblut nicht die Band, auf die sich alle einigen konnten. Zu begeistern wußten dafür bezeichnenderweise Superpunk. Oder die verwinkelten Bruchkonstruktionen von Helgoland und natürlich die trotz fortgeschrittener Stunde ungebremste Spiellust der Gruppe Sport. Zum Abschluß der Veranstaltung spielten Potato Frits, der HSV hatte 2:1 gewonnen, das Label Fidel Bastro wird auch in Zukunft als gitarrenbeladenes Noise-Refugium weiterbestehen. Sven Opitz

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen