■ Soundcheck: Melvins / Schweisser
Gehört: Melvins/Schweisser. Es war tatsächlich ein Schweisser-Konzert. Was wir alle bis zum letzten Moment nicht wahr haben wollten. Doch die Wahrheit hatte viele Stimmen und Gesichter bis hin zu eindeutigen Verhältnissen am T-Shirt-Stand. Und einem alkoholgetränkten Schrei. „Was ist denn das für 'ne Scheiße?“gellte es gutural durch die Markthalle, mitten in den ersten stillen Moment der Melvins, die nach mißglücktem Start nur langsam in ihre berühmten Dynamik-Kurven hineinfanden. Eine Technik, um bodenständige Metaller in den Wahnsinn zu treiben. Doch die drei Charakterköpfe, die im Vorfelde klargemacht hatten, daß sie bei Störung des Programms auch vor körperlicher Gewalt nicht zurückschrecken würden, waren jederzeit respekteinflößend, denn selbst kurze Laute von Buzzo, dem König der explodierten Frisur, trafen direkt ins Mark. Der Durchlauferhitzer der ironischen Zitate und die lustvolle Affirmation bekannter Rock-Klischees wurde dabei mit Hall und stoischer Rhythmik um eine bösartige Tanzflur-Karikatur erweitert. Also das Gegenteil des folgenden tumben Theaters, mit dem die fünf eitlen Bayern von Schweisser demonstrierten, wie wenig sie aus vielen kostenlosen Lehrstunden dieser Tour gezogen haben. Holger In't Veld
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