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■ SoundcheckRadiohead und James / Mother Earth / Crduroy / Big Chief

Gehört: Radiohead und James: Wie wunderbar! Alles, was Rock-HörerInnen musikalisch in den letzten 20 Jahren versonnen über den Tellerrand schauen half, komprimierten die englischen Radiohead in der Markthalle am Donnerstag. Ein Sänger, der schaute, als sähe er sein Blut aus den Pulsadern strömen und dabei nicht an Mullbinden, sondern an die ihm noch verbleibende Zeit denkt, bestimmte das Geschehen auf der Bühne. Ein Gitarrist unterstützte ihn mit monumentalen, weichen, extrem schnell angeschlagenen Akkorden. Der andere besorgte lockeres Picking in Passagen, die zur schmerzhaft-schönen Vorbereitung dienten. Radiohead umarmen in ihren Songs die Themen, deren Behandlung ihnen vorher das Herz rausgerissen hat. Folk-Rock für Rave-Partys mit viel Pathos brachten im Anschluß James zu Gehör.

Kristof Schreuf

Heute abend: Mother Earth/Corduroy. Der Vordenker des gesamten Jazzfloor-Zeugs, das britische Label Acid Jazz, präsentiert sich heute abend mit zwei feinen Acts. Mother Earth, die viel vom Glam- und Glitterrock eingesogen haben, aber auch das Schauspiel des Soul nicht ohne tiefe Wirkung an sich vorbeiziehen ließen, und Corduroy, die durchaus mit einiger Ironie ihre 60er/70er-amerikanischen Krimi-Soundtracks mit mülligem Funk der alten Schule vernieten. Ein must für Freunde von Felljacken, unbewältigter musikalischer Vergangenheit und Spaß in der Nacht.

Powerhouse, 21 Uhr

Morgen abend: Big Chief. Ein ähnlicher Fall ist Big Chief. Auch sie saugen alles auf, was dadurch, daß es vor ihrer Zeit lag, so eine ungeheure Ausstrahlung hat. Aber sie arbeiten noch collagierter. Ihr jüngstes Werk, der Filmsoundtrack Mack Avenue Skull Game ist ein beherrschtes Spiel mit Musik, die dem Amerikaner gefällt, wenn sie ganz sauber ist, ihn aber subversiv dünkt, wenn sie um einige Nuancen verdreht wird. Doch Big Chief beherrschen auch HipHop, Rock, Funk und Sex – amerikanische Künstler eben, mit amerikanischem Humor. Im Konzert keine Fehlinvestition, wohl zu keiner Zeit.

Markthalle, 21 Uhr

Außerdem: Die Schweizer HipHop-Patente von Sens Unik im Mojo (Sonntag,21 Uhr), die Monster-Waver von OMD im CCH3 (So., 20 Uhr) und die Norddeutsche Rockabilly Mafia in der Großen Freiheit (Sonntag, 21 Uhr).

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