: Soundcheck
Gehört: Heather Nova. Den ungehobelten Mixer gelüstete es nach Kakophonie, und schon nach den ersten Takten langte sich das Publikum, eigentlich Songs von Wehmut und Selbstbespiegelung erwartend, kollektiv an die Ohrmuscheln. Erst als sich Heather Nova mit ihrer Band durch den rohen Soundcheck gewürgt hatte, begann sie die Live-Qualitäten ihrer Songs auszuloten. Und da sind einige Extreme zu sortieren, mitunter in einem Song: Hier ein wild um sich tretender Rhythmus, da federndes Songwriting und an den Schnittstellen Novas sphärisches Jauchzen. Auch das Gebaren der Sängerin blieb ein Puzzle. Gefiel sie sich in der Rolle der verhuschten Popfee, oder war ihr stoisches An-die-Decke-Gucken Ausdruck innerer Souveränität? Wie auch immer, man ist geneigt, ihr zuzustimmen, wenn sie den Zuhörer ignoriert und allein durch Musik fesseln will. Letzteres gelang ihr zumindest im Zugabenteil. In einem Unplugged-Set schmolz die Verwirrung und hinterließ wärmende Ergriffenheit. Björn Ahrens
Heute abend: Fun-Da-Mental. Das Gute an HipHop ist der Vorteil eines Eintopfes: Nur wenig muß rein, viel mehr darf. Es kann also auf Teufel komm raus improvisiert und ausprobiert werden. Das geht zwar schon mal in die Hose, war aber, wenn es denn geklappt hat, das Risiko dreimal wert. Wie bei Fun-Da-Mental. Das Quartett aus der nordenglischen Textilstadt Bradford kennt keine musikalischen Berührungsängste, will sich aber auch nicht anbiedern. So werden unter der Führung von Aki Nawaz alias Propa-Ghandi auf dem Debüt-Album Seize The Time HipHop-Rhythmen mit traditioneller indischer Musik und Banghra mit Industrial-artigen Sounds vermischt. Der Rekurs auf die eigenen asiatischen Wurzeln steht jedoch nicht im Dienst der Legitimation inhaltsleerer Formal-Exotik: Fun-Da-Mental wollen nicht beweisen, wie bunt das Fremde sein kann. Ihre Referenzen – auch Redeausschnitte von Louis Farrakhan – sind vielmehr Zeugnisse gewachsenen Selbstbewußtseins. Dem Finger, der voyeuristisch auf das Unbekannte zeigt, begegnet die Agitprop-Maschine mit der Faust. cleg
Große Freiheit, 23 Uhr
Außerdem:Hermann Brood heute und morgen in der Markthalle, die Cross-Hopper Senser morgen im Logo und die Gute-Laune-Rapper Artifacts gemeinsam mit Da Youngstas ebenfalls morgen im MarX.
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