■ Soundcheck: Gehört: Die Fantastischen Vier
Gehört: Die Fantastischen Vier. Ist deutscher HipHop immer ein bißchen peinlich und riecht entweder nach Turnschuh und Schulhof oder nach Hochhaus und autoritärer Erziehung? Ja. Aber es gibt eine Ausnahme und es ist wirklich nur diese eine: Das sind Die Fantastischen Vier. Die machen seit Jahren alles richtig. Das ist Kirmes (die Attitude) und auch ernst (zu nehmen, der sound), aber nie dogmatisch. Und es ist Superpop. Frühe, leicht holprige Reimdich-Versuche klingen deshalb heute so gut, weil man sich ja auch auf Bildern aus der Kinderzeit immer süß findet. Beinahe immer jedenfalls.
Es gibt in den Höhen, in denen sich die F 4 bewegen, nahezu keine gute deutsche Popband, die verstanden hat, daß Hip immer nur Hop sein kann und Teeniequatsch am besten mit Teeniequatsch zu begegnen ist. Da kann es ruhig mal nach Schulhof riechen, wenn alle so toll poptanzen.
Dafür riecht es nicht nach „Community“-Blödsinn, wenn die außergewöhnlich unbegabte Vorgruppe Freundeskreis sogar noch mitten im schönsten Die Fantastischen Vier-Sabbel-Gesoule kurz mal mitmachen darf und König Boris vom Fetten Brot etwas hüftlahm und fußkalt biertrinkend und yo-rufend am Bühnenrand steht. Das ist dann einfach nur egal, weil ja klar ist, „wer gesagt hat, 4 gewinnt, das waren doch wir, mein Kind“.
Die Die Fantastischen Vier haben sich von der Spaß-Guerilla zum aufregenden Geräusch-Spaß-Projekt emporgehopt. Das ist gut, das ist und bleibt Pop. Warum jedoch weit schlechtere Bands bedeutend ansehnlichere T-Shirts konzipieren und verkaufen, ist eine Frage, die zu stellen erlaubt sei.
Findet zumindest, der Rezensent, der sich zuletzt bei Oasis ein T-Shirt gekauft hat, und beinahe wäre es am Dienstag wieder soweit gewesen. Aber das wissen wir von den F 4: Über Geschmack streiten lieber andere. Benjamin von Stuckrad-Barre
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