■ Soundcheck: Gehört: rat'n'X: "Soplones"
Gehört: rat'n'X: „Soplones“ (MusiCircus/NRW-Vertrieb)
Ist Theatermusik etwas fürs Zu-Hause-Hören? Der Hamburger Musiker SKW Mertin und sein Karlsruher Kollege Johannes Frisch meinen „Ja“,, und so haben sie ihre Musik für das Figurentheater Tübingen auf CD gepreßt. Die fragmentierten Instrumentals, die Groove-Schnipsel, alte Jahrmarktsmusik, Jazzereien und gespenstische Klänge integrieren, sind aber ganz offensichtlich ohne die bizarre Puppenwelt von Frank Soehnle nur die Ahnung von Magie. Das verhält sich dann ein wenig wie das Belauschen eines Telefongesprächs über abstrakte Schönheit: Ohne die Stimme des anderen Partners ist die Neugier nicht zu befriedigen.
Dabei ist die multiinstrumentierte Collage durchaus eigen im Stil und als Ambiente zu nützlichen Beschäftigungen an trüben Tagen auch atmosphärisch verwendungsfähig. Doch es bleibt immer dieses Verlangen nach dem Bild, das in der eigenen Phantasie zu erzeugen nicht genügt. Denn die Musik ist willentlich karg, was für die zauberhafte Kraft der Puppen auch geboten erscheint. In der Verbindung mit den schauerlichen und wunderlichen, grauen Gestalten des Theaters kann rat'n'X, so der Titel des Projektes, aber sicherlich verstärkende Wirkung erzeugen. Deswegen: Lieber das Figurentheater Tübingen mal nach Hamburg holen und zusammen auftreten. tlb
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