■ Soundcheck: Stella / Bedhead
Gehört: Stella. Pop muß Ende der 90er nicht so klingen, aber Stella sind in ihrer Kombination von elektronischen und gitarrigen Klängen eine sehr gute Popband. Die Band bolzte sich energisch durch Hits wie „Lower Saxony“ oder „OK, Tomorrow I'll Be Perfect“; klassischer Indie-Rock, moderne Soul-Coverversionen und Portishead-artige Schwermutballaden gelangen fast beiläufig. Doch warum kam trotz des fetten Sounds und der unbestreitbaren Star-Ausstrahlung von Sängerin Elena Lange keine wirkliche Begeisterung im lose gefüllten Grünspan auf?
Vielleicht trifft es ja Morrisseys Ausspruch: „The music they constantly play, it says nothing to me about my life.“ Stella besteht aus drei starken Charakteren, die von einer Pop-Jeunesse dorée träumen. Daß es die so in Wirklichkeit nicht gibt, ist nicht schlimm. Aber Stella sind eine Kopfgeburt, nicht im intellektuellen Sinne, sondern als Addition dreier Träume, die ein empfindliches Ganzes ergeben, das wegen seiner Konstruiertheit nicht emotional zu berühren vermag. Spaß machen Konzerte von Stella aber trotzdem: Schließlich sind sie eine sehr gute Popband.
Felix Bayer
Heute abend: Bedhead.Bedhead kommen aus Texas, ihre Platten erscheinen auf dem Label des Schlagzeugers der Butthole Surfers, und drei Gitarristen spielen auf diesen Platten. Doch diese Fakten führen auf eine falsche Fährte: Bedhead sind keineswegs Rednecks, die einen gewaltigen Punk-Krach veranstalten. „Wir machen laute Musik, bei der man schlafen kann“, hat Sänger Matt Kadane mal gesagt, aber das ist eine kokette Untertreibung für die Schönheit, die die fünf Musiker mit ihren voller Bedacht gesetzten, ineinandergreifenden Gitarrenlinien erzeugen. Oft beginnen die Songs ruhig, der Gesang ist kaum mehr als ein Murmeln, doch daraus entwickeln sich ergreifende Steigerungen voller Emotionalität, wie sie zuletzt vielleicht Galaxie 500 gelungen sind. Ein ausdrücklicherer Bezugspunkt für die Band sind Joy Division, nicht nur im Minimalismus der Covergestaltung, sondern auch in der von tiefer Trauer geprägten Atmosphäre, die zugleich feierlich wirkt. Fernab von allen Moden spielen Bedhead einfach wunderschöne Gitarrenmusik. Wer heute zu früh ins Bett geht, wird mit Schwärmereien nicht unter zwei Wochen bestraft. Felix Bayer
MarX, 21 Uhr, Vorgruppe: Jullander
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