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Soundcheck

■ Whitespread Panic

Gehört: Whitespread Panic im Grünspan. Dutzende US-College-Kids heften sich derzeit mit ihren Rucksäcken an den Tour-Bus von Widespread Panic und schlagen die berühmten zwei Fliegen: Ein bißchen sightseeing in good ole Europe verbunden mit der schönen Aussicht, die Lieblingsband endlich mal wieder in intimem Club-Rahmen sehen zu können, wo sie doch daheim schon seit Jahren eher in Stadien zuhause ist.

Das sei, hieß es neben mir, „a real treat.“ Alle Neo-Hippie-Klischees materialisierten sich im alten Hippie-Schuppen auf dem Kiez. Ich schwöre, mindestens 6 Batik-Shirts gesehen zu haben! Einer trug eine Baseball-Kappe mit der Aufschrift „Harmony“. Langhaarige Mädchen inhalierten mit wilden Blicken Dope, bis die Augen aus den Höhlen traten, um darauf in verzücktem Ausdruckstanz wegzutreten. Und natürlich errichteten superprofessionell ausgerüstete Amateur-Taper hinter dem Mischpult einen kleinen Mikrofon-Wald. Das muß man sich vorstellen: Diese Menschen besuchen nicht nur –zig Konzerte ein- und derselben Band, sondern hören sich via Tape-Trade auch noch –zig Konzerte dieser Band an, die sie vielleicht nicht besuchen konnten!

Die ebenfalls zahlreich versammelten Grateful Dead-Konzertgänger – man darf auch andere Götter haben! – wissen: 30 Minuten Langeweile können nichts sein gegen die 30 Sekunden musikalischer Magie, die plötzlich wie eine kosmische Wolke durch den Raum schweben. Das Sextett aus Athens, Georgia jagt der Wolke vergeblich hinterher, schickt seinen Southern Rock & Funk pausenlos durch Tempo- und Rhythmuswechsel, immer knapp vorbei am magischen Loch. Den Jungs fehlt einfach der Respekt vor der Leere: Widespread Panic verkörpern das Paradoxon einer hektischen Gniedel-Band. Kein Wunder, dass sie nach einer Stunde erstmal eine Pause brauchten. Die Mädchen schickten in froher Erwartung wieder Dope-Wolken in die Luft. Ich ging in die frische Luft – und kam nicht wieder. Jörg Feyer

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