Sotschi 2014 – Skispringen, Team: Fallen und aufstehen
Für Severin Freund ist Sotschi bisher ein Albtraum. Doch der Unerschütterliche bleibt erstaunlich cool und setzt auf den Team-Wettbewerb.
BERLIN taz | Trübsal blasen ist offenbar nicht die Sache des Severin Freund. Dabei hatte der derzeit beste deutsche Skispringer am Samstagabend nach dem olympischen Finale auf der Großschanze allen Grund, den Kopf in den Schnee zu stecken. Für Freund sind die Winterspiele in Sotschi bisher ein Debakel: Im Wettbewerb auf der Normalschanze war der Niederbayer gestürzt und deshalb nur auf dem 31. Platz – na ja – gelandet.
Und auf der Großschanze musste er sich, nachdem er mit einem fulminanten ersten 138 Meter weiten Sprung voll auf Medaillenkurs gelegen hatte, am Ende mit dem vierten Platz abfinden. Schon wieder. Denn nach der WM im Skifliegen 2012 und der Weltmeisterschaft 2013 ist es bereits das dritte Mal, dass Freund bei einem großen internationalen Wettbewerb derart knapp am Podest vorbei segelt.
Dabei hatte sich der 25-Jährige im Vorfeld der Winterspiele in Topform präsentiert: Im Dezember war er zu seinem fünften Weltcup-Sieg auf der prestigeträchtigen Schanze in Lillehammer geflogen. Und auch die Generalprobe für Sotschi war ihm mit einem zweiten Platz beim Weltcup im hessischen Willingen vollauf gelungen. Die Erwartungen an seinen Olympia-Auftritt waren deshalb riesig. Freund konnte sie bislang nicht erfüllen. Er sei einfach kein Siegertyp, behaupten Freunds Kritiker wie die DDR-BRD-Skisprung-Legende Jens Weißflog.
18.15 Uhr, ARD, Skispringen, Team, Männer.
Mentale Schwächen oder fehlenden Siegeswillen kann man Freund allerdings nicht unterstellen. Es nötigt vielmehr Respekt ab, wie souverän und gut gelaunt er mit den Misserfolgen umgeht. Frust zeigte Freund in Sotschi jeweils nur unmittelbar nach den Niederlagen.
Einige Minuten später präsentierte er sich dann wieder kämpferisch: „Heute ärgern und morgen wieder voraus“, sagte er am Samstag. „Ich werde weiterarbeiten, und irgendwann mit Geduld wird das Glück auch mal auf meiner Seite sein.“ Mit dieser Einstellung wird das vielleicht schon beim Team-Springen am Montag der Fall sein.
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