Sonntagsspiele in der Fußball-Bundesliga: München behauptet Tabellenspitze
Bayern hat wieder drei Punkte Vorsprung, weil Dortmund nur ein Unentschieden gegen Kaiserslautern schafft. Dank dem Doppelpack von Gomez stehen die Münchner vor der Herbstmeisterschaft.
STUTTGART/DORTMUND dpa | Selbst die Lust auf den Abschied von den Fans der Südtribüne war den Profis von Borussia Dortmund gründlich vergangen. Obwohl es das letzte Heimspiel des Jahres war, verzichtete der Großteil der Mannschaft nach dem Schlusspfiff auf die übliche Zeremonie und flüchtete auf direktem Weg in die Kabine.
Zu tief saß der Frust über das ärgerliche 1:1 (1:0) gegen den 1. FC Kaiserslautern. Angesichts der Niedergeschlagenheit seiner Notelf hielt sich Trainer Jürgen Klopp mit Kritik zurück: "Wir müssen dieses Ergebnis akzeptieren. Die Jungs sind keine Maschinen, die man einfach so einschalten kann, um Kaiserslautern zu schlagen."
Fünf Tage nach dem Abschied aus Europa folgte der Rückschlag in der Bundesliga. Zwar nährte der Führungstreffer von Shinji Kagawa (27. Minute) kurz die Hoffnung auf Wiedergutmachung, doch der Sonntagsschuss von Olcay Sahan (60.) zum Ausgleich riss den Meister aus allen Träumen von der Herbstmeisterschaft.
"Verschenkte Punkte"
Nach der Terminhatz der vergangenen Wochen sehnt die Borussia die Winterpause herbei. Die Ausfälle von Sven Bender, Neven Subotic, Sebastian Kehl, Moritz Leitner und Lucas Barrios erwiesen sich als zu schwere Hypothek. Nichts war zu sehen von der Leichtigkeit vergangener Tage. Drei Aluminiumtreffer von Robert Lewandowski, Mats Hummels und Mario Götze rundeten das Bild von einem verwunschenen Fußball-Nachmittag ab. Manndecker Hummels sprach von verschenkten Punkten: "Die fehlen im Kampf um eine bessere Position. Das ist zwar kein Weltuntergang, aber extrem bitter."
Dagegen feierten die Gäste das Remis wie einen Sieg. Der sehenswerte Volleyschuss von Sahan sorgt für neuen Rückenwind im drohenden Abstiegskampf. Mit schelmischem Grinsen kommentierte er seinen Kunstschuss: "Das Tor ist ein Geschenk für meine Mutter, die ist krass Dortmund-Fan."
Berlin - Schalke 1:2
Bremen - Wolfsburg 4:1
Mainz - Hamburg 0:0
Nürnberg - Hoffenheim 0:2
Köln - Freiburg 4:0
Augsburg - Gladbach 1:0
Hannover - Leverkusen 0:0
Dortmund - Kaiserslautern 1:1
Stuttgart - München 1:2
1. München +30 (Tore) 34 (Pkt.)
2. Dortmund +20 / 31
3. Schalke +11 / 31
4. M.gladbach +13 / 30
5. Bremen +4 / 29
6. Leverkusen +3 / 26
7. Stuttgart +4 / 22
8. Hannover -4 / 22
9. Hoffenheim 0 / 21
10. Köln -5 / 20
11. Hertha BSC -2 / 19
12. Hamburg -6 / 18
13. Mainz -6 / 17
14. Wolfsburg -12 / 17
15. Kaiserslautern -8 / 15
16. Nürnberg -14 / 15
17. FC Augsburg -13 / 14
18. Freiburg -15 / 13
Bayern haben Herbsttitel fast sicher
Torgarant Mario Gomez hat dem FC Bayern München vorzeitig die fast sichere 17. Herbstmeisterschaft beschert. Beim 2:1 (1:1)-Erfolg beim VfB Stuttgart beendete der Nationalstürmer mit einem Doppelpack (13./57. Minute) seine Mini-Flaute in der Fußball-Bundesliga, die Bayern nutzten damit den Patzer von Verfolger Borussia Dortmund.
In einem nach der Gelb-Roten Karte für Stuttgarts Cristian Molinaro (29.) lange Zeit einseitigen Duell hatte Christian Gentner (6.) das Heimteam in Führung gebracht. Mit einer überlegenen Vorstellung drehte der Rekordmeister das Spiel, verpasste jedoch vor 60.469 Zuschauern eine frühe Entscheidung und musste lange zittern.
Mit drei Punkten Vorsprung und dem um zehn Treffer besseren Torverhältnis im Vergleich mit Dortmund ist den Bayern der inoffizielle Wintertitel nach dem 16. Spieltag kaum zu nehmen. Beim 100. Spiel von VfB-Coach Bruno Labbadia als Bundesligatrainer verpassten die Stuttgarter den ersten Sieg gegen den Angstgegner aus München seit mehr als vier Jahren.
Im Vergleich zum 0:2 der überforderten B-Elf bei Manchester City stellte Heynckes sein Team auf acht Positionen um - die Stammkräfte zeigten sich von der Champions-League-Pause bestens erholt. Und auch dem unter der Woche kränkelnden Trio Gomez, Toni Kroos und Arjen Robben war keine Folgen eines Infekts anzumerken.
Angeführt vom Mittelfeld-Duo Kroos und Anatoli Timoschtschuk, der nach seiner dreiwöchigen Liga-Rotsperre zurückkehrte, attackierten die Münchner bereits an der Mittellinie und übernahmen von Beginn an die Kontrolle. Nach einer Ecke verzog Daniel van Buyten per Direktabnahme (4.). Kurz darauf tanzte Robben den alleingelassenen VfB-Schlussmann Sven Ulreich aus, Gomez säbelte allerdings stark bedrängt über die uneigennützige Vorlage des Niederländers.
Gentner mit Drop-Kick zum Tor
Einen ähnlichen Angriff wie aus dem Lehrbuch vollendete der VfB auf der anderen Seite nur 75 Sekunden später hingegen mustergültig. Martin Harnik legte eine Flanke von Molinaro per Kopf zurück, nach seinem Doppelpack beim 2:2 in Köln vor einer Woche zeigte Gentner mit einem Drop-Kick erneut Torjäger-Qualitäten.
Nach der schmeichelhaften Führung ließen sich die defensiv eingestellten Stuttgarter zu weit zurückdrängen und schauten den Bayern beim Kombinieren zu. Rafinha entwischte dem überforderten Molinaro auf der rechten Seite, Gomez spitzelte nach drei torlosen Ligaspielen den Ball am VfB-Keeper zum Ausgleich vorbei. Der Nationalstürmer vergab per Kopf (20.) wie Thomas Müller, dessen abgefälschten Schuss Ulreich mit einer Reflex entschärfte (25.), beste Chancen zur Führung.
"Wir spielen Fußball und kein Hallenhalma"
Bei knapp drei Viertel Ballbesitz ließen die Bayern jedoch die letzte Konsequenz in Richtung gegnerisches Tor vermissen. Nach dem Platzverweis für Molinaro, der Robben an der Außenlinie unnötig von hinten in die Beine trat, rückten die Stuttgarter noch weiter an den eigenen Strafraum und stellten die Räume zu. "Es ist ein Kontaktsport. Wir spielen Fußball und kein Hallenhalma", echauffierte sich VfB-Sportdirektor Fredi Bobic über die Hinausstellung.
Bayern behielt auch nach der Pause die Ruhe und wurde belohnt. Zunächst rettete Ulreich gegen Kroos (50.), sieben Minuten war die Gegenwehr gebrochen. Von Kroos und Philipp Lahm fein in Szene gesetzt schob Gomez den Ball vom Elfmeterpunkt ins Tor. Trotz der personellen Überlegenheit mussten die Münchner bis zum Schluss bangen und hätten durch den eingewechselten Cacau (80.) fast den Ausgleich kassiert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
MLPD droht Nichtzulassung zur Wahl
Scheitert der „echte Sozialismus“ am Parteiengesetz?
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Förderung von E-Mobilität
Habeck plant Hilfspaket mit 1.000 Euro Ladestromguthaben