Sonntagsspiel Wolfsburg gegen Köln: Armin Veh stürzt ab
Nach der 2:3-Heimpleite sind die Tage von Armin Veh beim VfL wohl gezählt. Der Trainer hatte es mit Lautstärke probiert, aber wieder hat die Mannschaft ihm den Dienst verweigert.
WOLFSBURG taz | Zumindest im Lamentieren waren sie gut. Das Gegentor zum 2 : 3 war gerade gefallen, die nächste Heimpleite des deutschen Meisters bahnte sich an. Erst jetzt zeigten die Fußballprofis des VfL Wolfsburg echtes Engagement und redeten pausenlos auf Schiedsrichter Günter Perl ein. Der Frust über ein bitteres Tor von Adil Chihi, das die 2 : 3-Heimpleite der Wolfsburger besiegelte, war riesengroß.
Aber alles Schimpfen half nicht. Und es taugte auch nicht dazu, davon abzulenken, dass die Mannschaft ihrem Trainer erneut den Dienst verweigert hat. "Armin raus" schallte es einmal mehr durch das Wolfsburger Stadion. Nach der gestrigen Heimniederlage erscheint es fraglich, ob der erfolglose Armin Veh im nächsten Heimspiel der Niedersachsen noch Cheftrainer des VfL ist. Das schwere Erbe, das der 48-Jährige nach der überraschenden Meisterschaft unter der Regie von Felix Magath angetreten hat, scheint zu einer nicht mehr zu schulternden Last zu werden.
Die Wertschätzung von Veh, der mit dem Schlusspfiff von seiner Bank verschwand und kommentarlos den Weg in die Kabine antrat, und seiner Arbeit schrumpft bei den Niedersachsen immer weiter. Gestern dauerte es nur 20 Minuten, bis die eigenen Fans ihn wieder duzten und mit Schmähgesängen seine Entlassung forderten.
Die Anhänger des VfL sind nicht gerade dafür bekannt, zu den lautesten und kritischsten der Liga zu gehören. Aber dort, wo Fanklubs wie "Die Radkappen" oder "Die wilden Wölfe" auf eine Besserung hoffen, ist die Stimmung äußerst frostig geworden. Auch im Heimspiel gegen die Kölner durfte man sich wundern, wie vor allem Grafite seiner bestaunten Form aus der Vorsaison hinterherläuft.
"Es fehlen nur Zentimeter und Kleinigkeiten", findet der neue VfL-Manager Dieter Hoeneß mit Blick auf den Brasilianer. Wie es dazu kommen konnte, dass Deutschlands in der Vorsaison noch bester Angreifer und Schütze des schönsten Tores 2009 zuweilen wie ein Anfänger über den Platz stolpert, gehört zu den gnadenlosen Fragen, die auch dem in diesen Momenten machtlosen Veh gestellt werden.
Dass sich die Wolfsburger gegen die frechen Kölner nach deren schneller Führung durch Kevin Pezzoni (7. Minute) kurz wieder aufrappeln konnten, lag vor allem am Unvermögen von Pedro Geromel. Der Kölner Verteidiger hatte nach einem Eckball des VfL in der 22. Minute völlig unbedrängt am Ball vorbei getreten. Christian Gentner reagierte danach am schnellsten und erzielte mit einem beherzten Schuss das Wolfsburger 1 : 1.
Aber der Ausgleich und die von Hoeneß in der Halbzeitpause verbreitete Hoffnung täuschte über die wahren Kräfteverhältnisse hinweg. Dass die Kölner mehr Spielanteile und mehr gewonnene Zweikämpfe für sich verbuchen konnten, lag auch an der Lethargie im Team ihres Gastgebers, die einfach nicht weichen will. Veh hat im Training zuletzt deutlich lauter und humorloser seine Anweisungen gegeben. Aber die Trotzreaktion seiner Mannschaft, die schon seit neun Pflichtspielen keinen Sieg mehr bejubeln durfte, blieb erneut aus.
Dem 1 : 2 der Kölner von Sebastian Freis (57.) hatten die Wolfsburger zwar erneut den Ausgleich durch Ricardo Costa (59.) folgen lassen. Aber auf den erneuten Rückstand durch Chihi (74.) fanden die harmlosen und enttäuschenden Wolfsburger keine Antwort mehr. Auf Dieter Hoeneß, der als Vorgesetzter von Veh in der Winterpause eingestellt wurde, werden jetzt Fragen über Fragen einprasseln. Die Antworten dürften auch den Hamburger SV interessieren, der die Wolfsburger am kommenden Freitag in seinem Stadion empfängt.
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