piwik no script img

■ StandbildSonderangebot

„Extra – das Magazin“, Mo. 20.10 Uhr, RTL

Schon Stunden vorher reißt RTL seinen Beitrag an: Eine bestrapste Dame räkelt sich auf einem Hotellotterbett und quakt im Stil eines Antillen-Telefonsexspots in ihr Telefon. „Wir testen Zimmerkellner“, heißt es aus dem Off. Da kann man es noch nicht richtig glauben.

Doch sie tun es wirklich – republikweit, in den großen Hotels. Eine Testerin in schwarzen Strümpfen meldet der Rezeption, ihr Fernsehapparat funktioniere nicht, man möge jemanden schicken; der herbeigerufene junge Mann muß dann das technische Problem lösen, während die Versuchung hinternschwenkend um ihn herumstöckelt: barbusig, denn nachdem das Fernsehbild wieder einwandfrei ist und den hoteleigenen Pornokanal zeigt, soll der Kellner auch noch die letzte Prüfung bestehen und seinem Gast den BH schließen. Und jedesmal, ob in Berlin oder Köln, stürzt an dieser Stelle das RTL-Kamerateam aus dem Wandschrank und gratuliert dem Personal: „Sie waren großartig!“ Was aber war großartig? Daß keiner der ausgebildeten Diener über die Frau herfiel? Daß niemand um Hilfe rief? Nein, großartig war nur, wie die RTL-Opfer die Fassung wahrten und höflich logen, als sie dann auch noch erzählen sollten, „was Sie in diesem Moment gedacht haben“. Das lasziv vorgetragene Fazit der „Extra“-Redaktion am Ende dieser Widerwärtigkeit lautete: „Je besser das Hotel, desto schlechter der Service – jedenfalls für Damen in Nöten.“ Hier lautet es: Falls sich einem der Zimmerkellner noch die Gelegenheit bietet, der Wandschrankcrew die Fresse zu polieren, sollte er sie wahrnehmen. Denn eins ist sicher: Wer mitgespielt hätte, wäre als sexueller Belästiger vorgeführt worden. Carola Rönneburg

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen