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Somalia steht vor der Spaltung

■ Guerillabewegung erwägt Abtrennung des nördlichen Landesteils/ Nationale Konferenz verschoben

Berlin (taz) — Die politische Krise des eben erst von der Herrschaft des Diktators Siad Barre befreiten Somalias spitzt sich zu. Nach Informationen der taz wird diskutiert, den Norden Somalias — das ehemalige Britisch-Somaliland — formell für unabhängig zu erklären. Damit wäre der Traum eines einheitlichen, demokratischen Staates am Horn von Afrika in weite Ferne gerückt.

Demnächst — möglicherweise schon am heutigen Freitag — will die „Somalische Nationalbewegung“ (SNM), die Guerilla, die den gesamten Norden kontrolliert, den somalischen Unionsvertrag kündigen.

Am 1. Juli 1960 waren die Kolonialgebiete Britisch-Somaliland und Italienisch-Somaliland zur unabhängigen Republik Somalia vereinigt worden. Die dritte Kolonie, Französisch-Somaliland, blieb damals separat und wurde erst 1977 unter dem Namen Dschibuti unabhängig.

Seit der Flucht des ehemaligen Diktators Siad Barre vor einem Monat hat sich in Somalia noch keine allgemein anerkannte Regierung bilden können. Die Zersplitterung des Landes verhindert, daß dringend benötigte internationale Kooperation wieder anlaufen kann. Nicht einmal die im Bürgerkrieg zerstörte Stromversorgung ist in Mogadischu wiederhergestellt worden, keine einzige ausländische Botschaft ist in die Hauptstadt zurückgekehrt. Hier herrscht der „Vereinigte Somalische Kongreß“ (USC), der die Stadt von Barres Soldaten befreite und danach eine Übergangsregierung unter Präsident Ali Mahdi Muhammad bildete. Diese Regierung wird jedoch von der SNM nicht anerkannt. Sie bestehe „zum größten Teil aus Leuten, die eigentlich mit Siad Barre zusammengearbeitet haben“, erklärte ein SNM-Vertreter gegenüber der taz. „Das ist eine selbsternannte Regierung.“

Die SNM, älteste Guerillabewegung Somalias, hat sich in jüngster Zeit militärisch konsolidiert, während der USC in zwei Teile gespalten ist: Während der offizielle USC in Mogadischu regiert, ruft eine ebenfalls sich USC nennende Organisation gemeinsam mit der SNM nun dazu auf, die „Gruppe, welche sich die somalische Regierung nennt“, zu boykottieren. Eine Nationale Konferenz aller politischen Kräfte Somalias, die gestern beginnen sollte, ist deshalb von Ministerpräsident Arteh Ghaleb auf den 14. März verschoben worden. Die Zwischenzeit soll nach Angaben des offiziellen USC zu informellen Konsultationen und vorbereitenden Verhandlungen genutzt werden, um das Auseinanderfallen des Staates zu verhindern. General Mohammed Farah, Anführer der mit der SNM verbündeten USC-Abspaltung, ist zu diesem Zweck bereits nach Mogadischu gereist. D.J.

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