: Solidarität mit Mülheimer Anschlagsopfern
Kölner Initiativen gedenken heute in der Keupstraße der Opfer des Nagelbombenanschlags von letzter Woche. Die Veröffentlichung von Fotos und Filmaufnahmen vom mutmaßlichen Bombenleger hat noch keine heiße Spur gebracht
Köln taz ■ Mit einer Mahnwache in der Keupstraße wollen heute um 14 Uhr die Kölner Initiativen „Kein Mensch ist illegal“ und „Öffentlichkeit gegen Gewalt e.V.“ ihre Solidarität mit den Opfern des Nagelbombenanschlags vom vergangenen Mittwoch demonstrieren. Die Keupstraße sei „ein Symbol für die Stadt Köln als Heimat vieler Migranten“ und „für das friedliche Zusammenleben von Menschen verschiedener Herkunft, Hautfarbe, Religion oder Überzeugung“, heißt es in ihrem Aufruf. Wer so wahnsinnig sei, eine Bombe in dieses Lebensumfeld zu legen, habe genau dieses Milieu treffen und zerstören wollen. „Wir verurteilen den Bombenanschlag und sind entsetzt über die Menschenverachtung, mit der er geplant und durchgeführt wurde“, so die beiden Initiativen. Auch der türkische Botschafter Mehmet Ali Irtemcelik hat angekündigt, heute die Keupstraße zu besuchen. Die 22 zum Teil schwer verletzten Opfer waren mit einer Ausnahmen alle türkischer oder kurdischer Herkunft.
Die Veröffentlichung von Fotos und Filmaufnahmen des mutmaßlichen Bombenlegers führte inzwischen zu rund drei Dutzend Hinweisen aus der Bevölkerung, brachte aber noch keine heiße Spur. Die meisten Hinweise müssten noch ausgewertet werden, sagte ein Polizeisprecher. Die Identität des verdächtigten Mannes sei weiter unklar, ebenso das mögliche Motiv. „Für keine Motivrichtung haben wir einen Hinweis“, sagte er der taz. Es könne sich ebenso um ein allgemeinkriminelles Motiv handeln wie auch um ein fremdenfeindliches, terroristisches oder persönliches.
Der zwischen 25 und 30 Jahre alte Verdächtige war kurz vor dem Anschlag von einer Video-Überwachungskamera des TV-Musiksenders Viva in der Schanzenstraße gefilmt worden, wie er ein Fahrrad über den Bürgersteig schob. Auf dem Gepäckträger des silbernen Fahrrads der Marke „Cyco“ befand sich ein Hartschalenkoffer. In diesem so genannten Topcase könnte sich nach Einschätzung der Ermittler der mit Schwarzpulver gefüllte und mit Zimmermannsnägeln gespickte Sprengsatz befunden haben. Der Gesuchte trägt ein T-Shirt, Sportschuhe und eine lange, eng anliegende Hose. Sein Gesicht wird weitgehend von einer Baseball-Kappe verdeckt. Die Ermittler bitten alle Zeugen, die den Mann gesehen haben oder auf den Bildern erkennen, sich unter der Telefonnummer 0221/2 29-0 bei der Polizei zu melden. Die Bilder von dem möglichen Täter können auch auf der behördeneigenen Homepage (www.polizei.nrw.de/koeln) abgerufen werden.
Für kurzfristige Aufregung sorgte gestern Vormittag ein falscher Alarm um eine angebliche weitere Bombe. Ein Anwohner in der Keupstraße hatte fälschlicherweise geglaubt, den mit Foto gesuchten Verdächtigen entdeckt zu haben. Der Mann schob zudem ein Fahrrad, auf dem sich ein verdächtiger Kasten befand. Die alarmierte Polizei sperrte einen Teil der Straße für eine halbe Stunde. Der Verdacht bestätigte sich aber nicht. Pascal Beucker