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Solidarität im FrauenfußballStreiken, spielen und siegen

Spaniens Fußballerinnen gewinnen gegen Schweden und schreiben ihre verrückte Geschichte fort. Spielerinnen anderer Teams solidarisieren sich.

„Es reicht!“ Schwedens Fußballerinnen gemeinsam mit ihren Gegnerinnen aus Spanien Foto: Adam Ihse/ap

Ja, sie spielen auch Fußball. Und wie! Am Freitagabend haben die Weltmeisterinnen aus Spanien in ihrem Auftaktspiel in der Nations League die Weltranglistenersten aus Schweden auswärts in Göteborg mit 3:2 geschlagen. Wie diese Mannschaft, die sich seit Monaten in einem erbitterten Kampf um mehr Sichtbarkeit, Professionalität und gegen Sexismus im Verband befindet, auf dem Platz von Erfolg zu Erfolg eilt, ist eine der wunderbarsten Geschichten dieses Sportjahrs. Dass die Spanierinnen nun auch erste nennenswerte Erfolge im Kampf gegen ihren Verband erringen konnten, gehört zu dieser Erzählung.

Luis Rubiales, der Verbandspräsident, der bei der Siegerehrung der Weltmeisterschaft Mittelfeldspielerin Jennifer Hermoso einen Kuss auf den Mund aufgezwungen hat, ist zurückgetreten. Nationaltrainer Jorge Vilda, der seinen Spielerinnen hinterherspioniert hat und mehr für seine Taschen- und Zimmerkontrollen bekannt war als für seine taktischen Fähigkeiten, ist seinen Posten los.

Der Generalsekretär des Verbands ist entlassen worden. Die Spielerinnen, die gegen ihren Willen für die Nations League nominiert worden waren, haben in stundenlangen Verhandlungen mit der spanischen Sportbehörde und dem Verband die Zusicherung erhalten, dass endlich strukturelle Veränderungen angegangen werden. Außerdem konnten sie erreichen, dass die Spielerinnen, die weiterhin die Auswahl boykottieren, ohne Bestrafung bleiben.

Und es gibt einen weiteren Erfolg: die Solidarität anderer Auswahlteams. Schwedens Spielerinnen posierten vor dem Spiel am Freitag gemeinsam mit den Spanierinnen hinter einem Transparent mit der Aufschrift: „Es reicht! Unser Kampf ist ein Kampf für die ganze Welt!“ Der Hashtag #SeAcabo („Es reicht“) macht die Runde in sozialen Medien und auch die Spielerinnen Englands und Schottlands haben ihn auf weißen Armbändern bei ihrem Aufeinandertreffen in der Nations League aufs Feld getragen. Der Kampf um mehr Gerechtigkeit und gegen Sexismus in den Fußballverbänden dieser Welt hat durch die spanischen Spielerinnen neue Kraft erfahren.

Dass dieser Kampf in Spanien noch lange nicht zu Ende ist, auch das haben die vergangenen Tage gezeigt. Jenni Hermoso, das Opfer des übergriffigen Rubiales, wurde von der neuen Nationaltrainerin Montse Tomé nicht nominiert. Das sei der beste Weg, ihre Sicherheit zu gewährleisten. Das hört sich alles andere als gut an.

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