Söldnerfirma in Pakistan aktiv: Enthüllungen über Blackwater
Laut einem Bericht der US-Wochenzeitung The Nation ist die amerikanische Firma in Pakistan aktiv. Sollte sich das bewahrheiten, will Pakistans Innenminister zurücktreten.
"Wird [Innenminister] Malik zurücktreten?" fragte am Donnerstag die pakistanische Tageszeitung The Nation fordernd. Das Blatt berichtet seit Monaten über Aktivitäten der notorischen US-Söldnerfirma Blackwater und ihrer Nachfolgerin Xe Services in dem südasiatischen Land. Bisher versuchte Islamabad dies zu ignorieren. Doch am letzten Wochenende sah sich Innenminister Rehman Malik gezwungen seinen Rücktritt anzukündigen, sollte an den Berichten etwas dran sein. Die Präsenz von Söldnern der privaten US-Sicherheitsfirma DynCorp, eines Blackwater Konkurrenten, hatte Malik da bereits einräumen müssen.
Doch dann erschien am Montag in der US-Wochenzeitung The Nation, die mit dem gleichnamigen pakistanischen Blatt nicht verbunden ist, ein Artikel, der erstmals ausführlich die Aktivitäten von Blackwater in Pakistan unter Berufung auf US-Quellen bestätigt. Der Autor Jeremy Scahill, der bereits ein Buch über die Aktivitäten von Blackwater im Irak schrieb, behauptet, dass die Firma seit 2007 in Pakistan nicht unter eigenem Namen arbeite, sondern als Total Intelligence Solution (TIS) aktiv sei. Diese Firma sei wie Blackwater von Erik Prince gegründet worden und Teil seines privaten Sicherheitsimperiums. Die Aktivitäten in Pakistan seien Teil eines so zerstückelten Programms, dass es für hochrangige Verantwortliche der Obama-Regierung in Washington nicht zu überblicken sei, so Scahill. Er beruft sich hauptsächlich auf eine nicht namentlich genannte "gut platzierte Quelle" im US-Geheimdienstapparat und einen früheren leitenden Blackwater-Mitarbeiter.
TIS soll in Pakistan für den US-Geheimdienst CIA, das Joint Special Operations Command (JSOC), das die geheimen Spezialkräfte des US-Militärs leitet, und für Pakistans Regierung arbeiten. In der südlichen Hafenmetropole Karatschi betreibt JSCO demnach einen Stützpunkt, von dem aus TIS aktiv sei. Die Aufgabe bestehe darin, für die CIA und JSOC Drohnenangriffe und Kommando-Operationen zur Ermordung mutmaßlicher Taliban und al-Quaida-Mitglieder zu planen. Über eine pakistanische Firma, deren Auftragnehmer TIS sei, überwache die US-Firma auch Versorgungskonvois für das US-Militär von Karatschi an die afghanische Grenze und berate Pakistans Militär bei seinen Operationen in den Stammesgebieten.
Nach den Enthüllungen der amerikanischen Nation sprang jetzt die US-Botschafterin Anne W. Patterson Innenminister Malik bei und dementierte, dass Ableger der im Irak in Verbindung mit Mord, Folter und Waffenhandel gebrachten Söldnerfirma in dem Land aktiv sei. "Programme der US-Regierung für Pakistan sind offen und transparent", heißt es in einer Erklärung der US-Botschaft am Mittwoch. Für pakistanische Bürger, die wiederholt Angriffe von US-Dohnen auf Gebiete entlang der afghanischen Grenze erlebten, muss dies wie Hohn klingen.
Problematisch an dem Bericht ist für beide Regierungen zudem, dass er die Propaganda von Islamisten zu bestätigen scheint. So hatte der frühere pakistanische Generalstabschef Mirza Aslam Beg, ein Sympathisant Ossama bin Ladens, behauptet, Blackwater sei schon unter dem im August 2008 zurückgetretenen Putschpräsidenten Pervez Musharraf erlaubt worden, in Pakistan aktiv zu sein. Kürzlich erklärten die pakistanischen Taliban, hinter Anschlägen auf Märkte in Peschawar stecke Blackwater.
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