Sockenschuß: Booo-ey Deutschland!
■ Abschiebeknast kein Abschreckknast
Die Logik der Innenpolitiker ist finster, aber bestechend: Der schwarze Mann, der seinen Kral verläßt, um an unserem sauer erarbeiteten Bruttosozialprodukt zu knabbern, soll wenigstens im Abschiebeknast mal einen gehörigen Schreck eingejagt bekommen. Es soll sich nämlich dort drunten bei ihm im Busch rumsprechen, daß der weiße Onkel sehr ungemütliche Aufbewahrungsorte für Leute bereithält, die sich zwar nicht an Nationalität und Geburtsdatum, umso genauer aber an politische Verfolgungen erinnern. Darum muß ein Abschiebeknast einfach wie eine Mischung aus Schlachthof und Irrenhaus aussehen, basta!
Doch Pech: Diese Logik ist eurozentristisch. Der neue Abschreckknast wird alles andere bewirken, nur keine Abschreckung. Denn was erzählt der schwarze Mann daheim, zurück im Kral, seinen Freunden und Verwandten? In den Momenten, da er mal gerade nicht verfolgt wird? „Booo-ey,“ erzählt er mit leuchtenden Augen, „diese Deutschen! Selbst im Gefängnis hat man Kacheln an den Wänden, bis unter die Decke! Wo bei uns durch die Löcher in der Hüttenwand der Wind bläst, haben die Deutschen durchsichtige Ziegelsteine! Und das Beste: Klimaanlage! Irre!“
Vielleicht ist eher das logisch: Abschreckung funktioniert nicht, solange es beim Abzuschreckenden daheim so unausstehlich ist, daß selbst die Kaserne Vahr besser ist. Burkhard Straßmann
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