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Slumviertel in Nairobi erneut niedergewalzt

Nairobi (dpa) — Unter starkem Polizeischutz haben gestern morgen städtische Arbeiter begonnen, ein Slumviertel in der kenianischen Hauptstadt Nairobi erneut dem Erdboden gleichzumachen. Tausende wurden obdachlos, als Bulldozer ihre Bretterbuden und Marktstände niederwalzten. Betroffen ist wiederum das Viertel Muoroto unweit des Zentrums, das bereits im vergangenen Mai mit unglaublicher Härte geräumt worden war. Dabei war es zu Straßenschlachten zwischen Anwohnern und der Polizei mit zahlreichen Verletzten gekommen. Der Hauptpastor der All Saints Cathedral, Peter Njenga, sagte, bei der Aktion seien acht Menschen getötet worden. Die Behörden bestritten, daß es Todesopfer gegeben hat. Später wurde den Betroffenen erlaubt, ihre Hütten wieder aufzubauen.

Die Slum-Räumung ist Teil einer politischen Kampagne. Nach Angaben der Regierung sollen der am 8. Oktober in Nairobi verhaftete Exilpolitiker Koigi Wa Wamwere und seine Anhänger geplant haben, die illegalen Straßenhändler Nairobis zum Widerstand gegen die Ordnungskräfte aufzuwiegeln, um ihnen dann mit Waffen zu Hilfe kommen und im allgemeinen Aufruhr die Regierung stürzen zu können. Bei einer Versammlung vor wenigen Tagen hatte Präsident Daniel Arap Moi Muoroto ein Verschwörernest genannt und die Ereignisse vom 25. Mai als Teil eines Plans bezeichnet, die Regierung zu kippen. Seither machen die Hilfspolizisten der Stadtverwaltung (Askaris) systematisch Jagd auf Händler und alle anderen, die ihr Gewerbe am Straßenrand ausüben. Die Stadt hat ihnen ein Gelände acht Kilometer außerhalb der City angeboten — fernab von potentiellen Kunden und deshalb in den Augen der Händler völlig ungeeignet.

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