Skispringer Andreas Wellinger: „Ich bin zu faul zum Laufen“
Senkrechtstarter Andreas Wellinger freut sich auf seine erste Vierschanzentournee. Der 17-Jährige will sich nicht in seinen Stil hineinreden lassen.
taz: Herr Wellinger, Sie stammen aus Ruhpolding. Hätten Sie da nicht Biathlet werden müssen – statt Skispringer?
Andreas Wellinger: Ich bin nicht der begnadete Läufer. Oder besser: Ich bin zu faul zum Laufen. Schon als Kind bin ich beim Skifahren über jede Schanze gesprungen. Und auch neben dem Biathlonstadion gibt es Sprungschanzen.
Ihr Einstand im Weltcup war trotzdem sensationell. Sie führten nach dem ersten Durchgang. Was haben Sie gedacht, als Sie als Letzter oben auf der Schanze auf den zweiten Sprung warteten?
Ganz ehrlich, als ich da ganz allein oben gesessen habe, war meine Gefühlslage wieder relativ normal. Ich war am Ende des ersten Durchgangs wesentlich aufgeregter als beim zweiten Sprung. Natürlich gab es eine gewisse Nervosität, aber ich hab mich auf den Sprung gefreut. Schließlich hatte ich nichts zu verlieren. Ob ich Erster oder nur 14. geworden wäre – es wäre so oder so ein super Ergebnis gewesen. Letztlich wurde ich Fünfter.
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Ich geb’s zu: Das habe ich im Hinterkopf. Aber der Fokus liegt auf dem Sport. Bei mir kommt ja noch die Schule dazu, die nebenbei mitlaufen muss. Ich habe momentan gar nicht die Nerven, einen Manager zu suchen.
ANDREAS WELLINGER feierte erst am 24. November sein Debüt im Skisprung-Weltcup – und sprang gleich auf den fünften Platz. Eine Woche später folgte schon der erste Weltcup-Sieg mit der Mannschaft im finnischen Kuusamo. Der 17-Jährige aus Ruhpolding konzentriert sich erst seit 2011 aufs Skispringen, vorher war er in der Kombination erfolgreich.
Was heißt das für einen 17-Jährigen: Schule läuft nebenbei?
Das Hauptziel liegt momentan klar beim Sport. Am Christophorus-Gymnasium in Berchtesgaden wird Sport und Schule miteinander koordiniert, das läuft momentan ganz gut. Aber wenn ich unterwegs bin, dann fällt es mir schwer, mich auf die Schule zu konzentrieren.
Sie springen nicht unbedingt nach Lehrplan. Ihre Ski sind weit weg vom Körper.
Das war schon immer mein Stil. Ich bin der Meinung, es gibt kein „gut“ oder „schlecht“. Es muss effektiv sein. Das ist es bei mir, das sieht man, glaube ich. Von daher ist es nicht so entscheidend, ob der Abstand der Ski zum Körper relativ nah oder weiter weg ist.
Am Sonntag beginnt die Vierschanzentournee. Sie sind zum ersten Mal dabei.
Ja, die Tournee kenne ich nur als Zuschauer am Fernseher. Die erste Tournee, die ich so richtig mitbekommen habe, war die, als Sven Hannawald alle vier Springen gewonnen hat. Das war unglaublich. Er wurde mein Vorbild.
Träumen Sie nachts von großen Erfolgen bei der Tournee?
Vom Skispringen träume ich nicht. Wenn ich von der Schanze weg bin, dann mache ich wie jeder normale Mensch etwas Anderes. Ich versuche in meiner Freizeit das Skispringen möglichst auszublenden. Es gibt noch andere Dinge im Leben.
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