: Singende Pfefferminzsäfte
■ Die A-Capella-Gruppe „Mint Juleps" im taz-Gespräch/ Heute live
Auf der Bühne kichern sie oft genauso vielstimmig, süß und harmonisch wie sie singen. Die vier Charles-Sisters aus London mit den starken, tiefschwarzen Soulstimmen sowie ihre Freundinnen Julie Isaac und Debbie Longworth, die ihre Gruppe nach einem amerikanischen Erfrischungsgetränk benannten, haben offensichtlich viel Spaß an ihren Auftritten. Ihre Mischung aus Soul, Gospel, Rythm 'n' Blues und Popsongs wirkt so cool und prickelnd, wie ein kühler, guter Dink in einer heißen Sommernacht.
taz: In den letzten Jahren gibt es einen regelrechten Trend hin zur A Cappella Musik. Sie singen schon seit 1984 ohne instrumentelle Begleitung. Ist diese Musik heute gefragter?
Sandra Charles: Bei uns in England merkt man davon gar nichts. Außer uns gibt es gerade noch eine A Capella Band, die Flying Picketts, aber als wir zum Beispiel im letzten Jahr in Bremen in der Nacht der Stimmen waren wir überrascht, daß solch ein Konzert mit drei reinen Gesangsgruppen hier überhaupt möglich war.“
Viele A Capella Bands arrangieren ihre Songs wie für eine Band mit Instrumenten und singen dann wie ein Bass, eine Gitarre oder Trompete. Arbeiten die „Mint Juleps“ auch nach diesem Konzept?
Debbie Charles: Nein, wir imitieren grundsätzlich keine Instrumente. Unsere Arrangements gehen immer von der Leitstimme aus. Es gibt natürlich auch eine Sängerin für die Baßlinien, aber sie singt ganz anders als ein Baß spielen würde, und die anderen singen die Begleitstimmen. Uns wäre es einfach zu peinlich, solch etwas wie „WaKaKa“ singen zu müßen. Und weil fast alle anderen A Capella Bands so singen, wollten wir es anderes machen.
Die Mint Tuleps sind für mich eindeutig eine Liveband. Wenn man Ihre Songs nur von der CD oder im Radio hören würde, wäre daß nur der halbe Spaß.
Debbie Charles: Uns geht es da genauso. Wenn wir Aufnahmen im Studio gemacht haben, klang es meistens auch für unsere Ohren flach. Vielleicht perfekter als auf der Bühne aber leblos. Wir haben sogar unsere Familie und Freunde ins Studio eingeladen, weil wir dachten, das Publikum würde uns fehlen, aber auch das hat nichts genützt. Wir wissen ja genau wie es klingen kann, wie die Atmosphäre in einem guten Konzert ist, und im Studio ist nichts vergleichbares zu spüren.
Gibt es große Unterschiede bei den Publikumsreaktionen in den verschiedenen Ländern?
Sandra: In Amerika mögen sie unseren Londoner Akzent sehr gerne. Wir singen und sehen aus, als würden wir als Alabama kommen und bei den Ansagen klappen ihnen dann vor Erstaunen die Kinnläden herunter.
Debbie: Das Publikum in London ist dagegen hartgesotten. Die glauben schon alles gehört zu haben. Bevor du auch nur angefangen hast, haben die schon ihr Urteil gefällt.
Sandra: In London ist dein Image wichtiger als alles andere. Und wenn du wie wir in ausgebeulten Pullovern und Jeans auftritts mußt du einfach lesbisch sein. Und im restlichen England sind wir schon lange nicht mehr aufgetreten; außer im Vorprogramm für Gruppen wie die Fine Young Cannibals, UB40 oder Billy Bragg.
Sie sind also eine von den englischen Bands, die auf dem Kontinent mehr Erfolg haben als zuhause?
Debbie: Genau, nur immer wenn ein Wohltätigkeitskonzert organisiert wird, gehören wir zu den ersten, die eingeladen werden, umsonst aufzutreten. Willy Taub
The Mint Tuleps singen heute abend um 21 Uhr im Überseemuseum
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