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Singe, wem Gesang gegeben

■ Das ultimative Populär-Angebot der ersten Jahreshälfte

Es gibt Monate, die lohnen eigentlich nicht den Blick in den Konzertkalender. Aber, aber, Udo Lindenberg spielt doch Ende des Monats (27.) in Bremerhaven. Was soll's, antworten wir Besserwisser, der ist alt, staats-dekoriert und zehnmal gesehen. Am letzen Tag im Januar tritt dann auch noch Lynton Kwesi Johnson im Modernes auf. Poesie und Reggae aus Brixton, London. Wie wär's also mit Chris Rea, dem dumpfen Langeweiler mit enormen Publikumszuspruch am 20. in der Stadthalle? Auch nichts?

Also gehen wir weiter voran im neuen Jahr. Marius Müller Westernhagen kommt „auf seiner Erfolgstournee nun auch nach Bremen“, so die erwartungsfrohe und wohl-hochgestapelte Ankündigung. Theo, Sex and Rock'n'Roll wird mit Sicherheit der ewig junge Schmalhans zum Besten geben. Am 23.2. in der Stadthalle. Wenig später kommt noch ein deutscher Sangesbruder. Fetter zwar als sein Vorgänger, aber musikalisch eher quälig. In der Stadthalle: Heinz Rudolf Kunze. Ein sogenannter Publikumsmagnet, dessen „Gute Unterhaltung Tour 90“ bestimmt ein Erfolg wird. Also vormerken: Mümmel-Liedgut am 10.3.

Einer der größten und populärsten und professionellsten Entertainer wird am 22.3. - wiederum in der Stadthalle - die Bremer Erde beben lassen. Er kommt. Peter Alexander, österreichisches Wunderkind mit Wiener Charme-Ausstrahlung kommt wirklich in die Hansestadt. Gut unterrichtete Kreise versichern, daß er auch diesmal Hans Moser nachäffen und böhmische Liedchen mit treffsicherem Akzent unter das Volk schmeicheln wird. Mit dabei: die unvergleichlichen Ute-Mann -Singers und das schon fast legendäre Orchester Paul Kuhn. Ein Sorglos-Paket zwei Tage nach Frühlingsanfang und drei Tage vor Beginn der Sommerzeit. Wohl durchdacht, Herr Alexander.

Aber das ist ja nicht alles. Die erste Jahreshälfte 1990 hält nach diesem Mega-Hammer noch ein weiteres Bonbon für uns musikalische Gourmets bereit, die Stadthalle macht's wieder möglich. Der südafrikanische Blond-Import Howard Carpendale tröstet am 12.5. die gequälten Seelen so mancher Hausfrauen und Großmütter. Ohne ein butterweiches „Isch liebe Eusch“ und den Hinweis auf seine „ehrlichste Platte“ wird er auch diesmal Bremen nicht verlassen.

Der Tip mit Tina Turner im Juni ist an dieser Stelle zwar unvermeidlich, aber warten wir lieber ab, was unser Viertel -Bürgermeister Herr Heck noch so alles aus dem verbalen Ärmel befördert, um der Dame aus Amerika das Singen zu verbieten. Falls ihnen von diesen Vorschlägen partout nichts gefallen mag: Machen Sie selbst Musik. In allen steckt ein Künstler. Cool J.F

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