Silvesterliche Reiselust: Schön ist es auch anderswo ...
■ Millenniums-Fernweh der HamburgerInnen: Reiseziele werden langsam knapp
Die Dreifachnull, im Volksmund auch Millenium geheißen, weckt mobile Bedürfnisse. „Es scheint so, als wollte jeder woanders hin“, beschreibt Bärbel Gómez-Mester vom TicketKontor die Lust der HamburgerInnen, die Silvesternacht möglichst auswärts zu verbringen. Und möglichst weit weg. Kapstadt und Sydney, Auckland und – ganz besonders – New York: Spätestens seit Anfang des Jahres lindern Hamburgs Reisebüros das zum runden Datum besonders ausgeprägte Fernweh ihrer KundInnen; bei den Nahzielen dominieren London und Paris.
Entsprechend ausgedünnt sind die Angebote für Kurzentschlossene. „Wer jetzt noch hier rein kommt, hat sowieso kaum noch Chancen“, sagt Matthias Stech von Kompass Reisen. Die „Ocean Party 2000“, die Alternativ Bus Reisen (ABR) auf einem Dreimaster vor Teneriffa veranstaltet, ist bereits seit Anfang Juli vergriffen, das Berlin-Angebot von Rainbow Tours „komplett ausgebucht“, und auch bei Travel Overland ist „eigentlich nichts mehr zu kriegen“.
Eigentlich. Wer bereit ist, Einschränkungen wie stundenlange Zwischenstopps auf Flughäfen in Kauf zu nehmen, wer nicht auf sein Traumziel und/oder die Kernreisezeit letztes Dezemberdrittel bis Mitte Januar festgelegt ist, für den, versprechen die Reisebüros, findet sich immer noch was zu Normalpreisen. Auch regulär haben die Veranstalter noch einiges zu bieten: Mit Rainbow Tours vom 28. Dezember bis 3. Januar nach New York beispielsweise, mit ABR – „wir haben noch einige Plätzchen frei“ – zum Skifahren nach Norwegen oder zum Countdown unterm Eiffelturm oder mit Zackita Reisen zum Weihnachts- und Silvester Special nach Gomera (inklusive Vier-Gänge-Weihnachtsmenü und Fiesta am Hafen). Die traditionellen Fahrten zum Jahreswechsel vom BusKollektiv Unterwegs – Paris oder Skilanglauf in Norwegen – sind gut-, aber noch nicht ausgebucht, England-Spezialist Gert Grigutsch von Reisen und Bücher am Michel sieht noch „kein Problem“, seine KundInnen zum Null-Meridian zu verfrachten, und Kathrin Angelstein vom Reisebüro Fairlines hat „gerade vorhin einen sehr preiswerten Flug nach Gran Canaria verkauft – vom 31. Dezember bis 12. Januar“.
Zum Normal-, nicht zum Millenniums-Tarif. Denn der Griff in den großen Geldbeutel ermöglicht auch Spätzündern noch jedes Silvesterreiseziel. Airlines und Hotels „schlagen zu dem Termin kräftig drauf“, ärgert sich nicht nur Bärbel Gómez-Mester. „Locker sechs- bis achthundert Mark“, bestätigt Peter Arp vom Australia Pacific Travelservice. „Die Hotels in Sidney“, sagt er, seien „offiziell alle ausgebucht“. Doch mit dem nötigen Kleingeld „besorge ich Ihnen jedes Zimmer. Auch am Hafen – mit Blick aufs Feuerwerk“.
Übrigens: Auch Hamburg macht es treuen, aber milleniumsträgen Eingeborenen nicht gerade leicht, das symbolische Datum angemessen zu begehen. Viele Silvester-Veranstaltungen, meldet Rainer Wenning von der Tourismus-Zentrale bedauernd, seien schon lange ausgebucht. Und wer gar noch Verwandtschaft aus der Provinz aushäusig unterbringen muss, sollte „so schnell wie möglich“ die Hamburg-Hotline (Tel.: 300 51 300) anrufen: In Hamburgs Hotels ist kaum noch ein Zimmer frei. bit
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