: Sieg der Opposition
■ Sieg der gemäßigt konservativen Opposition bei Wahlen auf Trinidad und Tobago / Einschneidende Wirtschaftsmaßnahmen
Port of Spain (ips/taz) -In Port of Spain herrschte am Dienstag Karnevalsatmosphäre. Tausende von Menschen tanzten in den Straßen zu Calypso–Gesängen. Im Karibikstaat Trinidad und Tobago hat die noch junge, gemäßigt konservative Parteienkoalition „Nationalallianz für den Wiederaufbau“ (NAR) unter der Führung des Anwalts Arthur Napoleon Robinson bei den Wahlen vom Montag 33 der 36 Parlamentssitze erobert und damit der 30jährigen Herrschaft der „Nationalen Volksbewegung“ (PNM) ein Ende gesetzt. Die nach westlichem Muster als sozialdemokratisch einzustufende PNM des bisherigen Präsidenten Chambers hatte sich in 30jähriger Amtszeit offenbar verbraucht, wird der Korruption und Vetternwirtschaft bezichtigt und wird für die schwierige wirtschaftliche Situation auf den Inseln verantwortlich gemacht. Auf 56 Milliarden US–Dollar werden die Einnahmen des Landes aus dem zehnjährigen Ölboom geschätzt. Doch anfang der achtziger Jahre ging er wohl unwiderruflich zu Ende. Von den Prestigeprojekten ist nicht mehr die Rede. Mit dem Luxuskonsum ist es für viele vorbei. Geblieben sind Tausende von Arbeitsimmigranten aus benachbarten Karibikinseln. Knapp ein Viertel der 400.000 erwerbsfähigen Einwohner sind arbeitslos. Allein in der ersten Jahreshälfte 1986 schwanden die Devisenreserven um über 300 Millionen Dollar. Großunternehmen gingen in Konkurs. Der Trinidad–Dollar verlor innerhalb eines Jahres einen Drittel seines Wertes. Die künftige Regierung in Port of Spain wird es allerdings schwer haben, neue Akzente in der Wirtschaft zu setzen, weil sie auf ein Bittgesuch an den IWF wohl kaum verzichten kann. Bislang waren Trinidad und Tobago als einziges Land der westlichen Hemisphäre, USA und Kanada ausgenommen, nicht auf IWF–Kredit angewiesen. Doch das wird sich nun ändern. Der Bevölkerung der beiden Inseln stehen einschneidende Maßnahmen ins Haus.
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