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Sieg der Korruption

■ Kein Machtwechsel nach Wahlen in Thailand. Koalition aus sechs Parteien

Bangkok (taz) – Nach den teuersten und schmutzigsten Wahlen in der Geschichte des Landes steht jetzt das Ergebnis fest: Thailand wird von (fast) denselben Politikern regiert wie bislang. Nur die Posten in der Regierung werden anders besetzt.

In einem Kopf-an-Kopf-Rennen siegten der ehemalige Verteidigungsminister Chavalit Yongchaiyudh und seine Partei der neuen Hoffnung am Sonntag abend mit knappem Vorsprung (125 Mandate) vor dem bisherigen Oppositionsführer Chuan Leekpai von der Demokratischen Partei (123). Die Wahlbeteiligung lag bei 62,4 Prozent.

Chavalit stellte bereits gestern seine künftige Koalition aus sechs Parteien vor. Mit zusammen 221 von 393 Sitzen im Parlament verfügen sie über eine sichere Mehrheit. Die meisten der Parteien hatten bereits in der vorherigen Regierung zusammengearbeitet, die nach zahlreichen Korruptionsskandalen Ende September zusammengebrochen war.

Die thailändische Börse und die Presse reagierten schockiert auf das Wahlergebnis: Gestern morgen sackten die Aktienkurse scharf ab. Kaum jemand traut Chavalit und seinen politischen Partnern zu, die für Thailand so dringend notwendigen Wirtschaftsreformen anzupacken. Er gilt vielmehr als Politiker alten Typs, der mit massivem Stimmenkauf und Bestechung die Wahl zu seinem Gunsten entschieden hat.

Die Wirtschaft und die Städter Thailands hatten starke Hoffnungen auf einen Wahlsieg des ehemaligen Premierministers Chuan Leekpai gesetzt. Chuan gilt als persönlich unkorrupt, er hatte sich renommierte Ökonomen als Berater gesucht. In Bangkok konnten die Demokraten Chuans denn auch eine klare Mehrheit erringen: 27 von 39 Sitzen. Die thailändische Presse sprach gestern bereits wieder von Neuwahlen. Jutta Lietsch

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