Sicherheitstechnik an Flughäfen: Wie den Sprengstoff entdecken?

Die USA setzen auf "Nacktscanner", sie könnten Plastiksprengstoff finden. Datenschützer kritisieren den "digitalen Striptease", denn die Speicherung der Daten ist unklar.

Eine TSA-Angestellte in den USA beobachtet gescannte Menschen auf dem Bildschirm. Bild: archiv/ap

BERLIN taz Wer oder was hätte den Sprengstoff am Leib des gescheiterten Attentäters aus Nigeria frühzeitig entdeckt? Sofort bewerteten Sicherheitstechniker die üblichen Metalldetektoren bei den Flughafenkontrollen als nicht ausreichend. Der Attentäter trug den Plastiksprengstoff PETN, auch Nitropenta genannt, am Unterleib - in einem Kondom oder einer ähnlichen Hülle, so die Ermittler. Mit einer zweiten Chemikalie in einer Spritze wollte er ihn zünden, was offensichtlich nicht funktionierte.

Der Nigerianer passierte anstandslos alle Metalldetektoren, weil er auf herkömmliche Zünder mit Batterien und Kabeln verzichtete. Hunde beim Einchecken hätten den Sprengstoff wohl erspürt, aber jeden Passagier von Hunden bis in den Intimbereich beschnüffeln zu lassen ist nicht nur sehr aufwändig, sondern dürften viele Reisende auch ablehnen.

Bleiben die sogenannten Körperscanner. Sie können durch Bekleidung und nichtmetallische Hüllen hindurchsehen und erkennen, ob der Passagier etwas Verdächtiges am Körper trägt oder nicht - ganz ohne detailliertes Abtasten und ohne das Ausziehen der Schuhe. Bei den Körperscannern gibt es verschiedene Methoden. Seit Anfang 2007 sind in den USA zwei Modelle im Test: Bei der einen Gruppe wird der Körper von schwachen Röntgenstrahlen überstrichen, bei der anderen von sogenannten Terahertz-Wellen (T-Strahlen).

Die Terahertz-Wellen, bei denen es sich um spezielle Wärmestrahlung handelt, verursachen weniger Schäden als Röntgenstrahlen. Terahertz-Scanner erkennen, um welchen Stoff es sich genau handelt. Allerdings sind sowohl Sender als auch Empfänger dieser T-Strahlen bisher anfälliger, größer und teurer als die Geräte, die mit Röntgenstrahlen arbeiten und etwa 100.000 US-Dollar kosten.

Umstritten sind all diese Scanner aber nicht wegen eventueller körperlicher Schäden, sondern weil sie den Untersuchten dreidimensional auf einem Bildschirm abbilden - und nackt. Entsprechend groß war der Aufschrei bei Datenschützern, als die US-Behörde Transportation Security Administration (TSA) im Februar 2009 angekündigt hat, sie werde die obligatorischen Metalldetektoren an sechs amerikanischen Flughäfen durch Körperscanner ersetzen. Alle anderen Flughäfen würden folgen, so die TSA.

Datenschutzorganisationen in den USA wie das Electronic Privacy Information Center (Epic) protestierten. Der "digitale Striptease" der TSA mache Schule und sei auch schon zur Absicherung von Gerichten beabsichtigt, kritisierte Epic und klagt derzeit auf die Herausgabe der Details, damit etwa das Speichern, Ausdrucken und Versenden der 3-D-Bilder verhindert werden kann.

Die deutsche Bundespolizei testet die "Nacktscanner" ebenfalls. Angeblich ist nicht mit einem baldigen Einsatz zu rechnen. Allerdings sucht die Europäische Union nach einem Gerät, das Flüssigsprengstoff unkompliziert findet. So würde die lästige Beschlagnahme von Flüssigkeiten auf den Flughäfen vermieden. Deren Verbot soll schrittweise bis 2014 auslaufen.

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