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Sexuelle Übergriffe in KirchengemeindeVorwurf auch gegen Pfarrer

Im Osten Berlins wird ein katholischer Pfarrer verdächtigt des sexuellen Missbrauchs verdächtigt. Er ist nicht mehr im Amt.

In Hohenschönhausen ist ein weiterer Vorwurf des sexuellen Missbrauchs eines Minderjährigen in der katholischen Kirche bekannt geworden. Wie ein Sprecher des Erzbistums mitteilte, hatte eine Person im Juli vergangenen Jahres die Vorwürfe gegen den Pfarrer erhoben. Sie bezogen sich auf das Jahr 2001. Der Pfarrer trat kurz danach von seinem Amt zurück. Seitdem wohnt er nicht mehr in der Pfarrei und ist auch nicht seelsorgerisch tätig.

"Über den Missbrauchsvorwurf haben wir die Gemeinde noch nicht offiziell informiert", sagte ein Sprecher des Erzbistums. Sie soll erst am Wochenende über die wahren Hintergründe aufgeklärt werden. Gleichzeitig soll auch der Zwischenstand der kircheninternen Ermittlungen vorgestellt werden. Bislang hatte es vor Ort geheißen, dass der Pfarrer aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten sei.

"Die Vorwürfe sind nicht so schwerwiegend, dass staatsanwaltschaftliche Ermittlungen eingeleitet werden müssten", hieß es aus dem Erzbistum. Eine Anzeige bei der Polizei habe das Opfer abgelehnt. Ein Sprecher der Polizei sagte, von Amts wegen seien Ermittlungen gegen Unbekannt eingeleitet worden.

Kirchenintern wird der Fall von einer Kommission untersucht, in der neben Kirchenvertretern auch eine Kirchenrechtsprofessorin und eine ehemalige Kriminalbeamtin sitzen. Gleichzeitig habe auch in Rom eine Untersuchung begonnen. "Aus der internen Untersuchung gibt es bisher keine Ergebnisse", sagte der Erzbistumssprecher. Befragungen im Umfeld des Opfers hätten keine weiteren Vorwürfe ergeben. LALON SANDER

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2 Kommentare

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  • B
    B.Weil

    Wie lange noch wollen die Zuständigen der Katholischen Kirche sich diesem Thema entziehen. Wenn ich nicht schon aus der katholischen kirche ausgetreten wäre, dann wäre es jetzt soweit.

    Vertuschen, verschweigen, so tun als wenn nichts gewesen wäre da sind sie richtig gut drin, die sogenaten Verantwortlichen. Die angebliche Betroffenheit nehme ich den verantwortlichen nicht ab, das kann ich nicht ernst nehmen.

    Ich möchte die Opfer

    ermutigen ihr schweigen zu brechen, damit die verantwortlichen zu Rechenscaft gezogen werden können.

  • PH
    Paul Haverkamp

    Zivile Gerichtsverfahren auch für Bischöfe und Kardinäle!

     

    Für Papst Benedikt müsste es doch konsequent sein, die Bischöfe und Kardinäle, die über viele Jahre Mitwisser ( teilweise auch Mittäter) waren, nicht nur ihres Amtes zu entheben, sondern diese auch einer weltlichen Gerichtsbarkeit zuzuführen und damit auch einen juristisch abgesicherten Strafzuführungsprozess nach den Grundsätzen der zivilen Strafprozessordnung in die Wege zu leiten.

     

    Sowohl zur stillschweigenden Duldung als auch zur aktiven pädophilen Täterschaft sollte sich der Papst zu einer eindeutigen und unmissverständlichen Vorgehensweise bezüglich einer zivilgerichtlichen Verfahrensweise durchringen.

     

    Von den zuständigen Stellen hört man immer wieder dieselben Floskeln: Man ist „tief betroffen“ , „fällt laus heiterem Himmel“, „bemüht sich um Aufklärung“, „man empfindet Trauer, Zorn und Scham“.

     

    Meine Fragen an den Papst lauten: Welcher Bischof/Kardinal sitzt wo wegen einer Pädophilie-Anklage im Gefängnis? In welchem Gefängnis haben die verstorbenen (und zivilgerichtlich nie verurteilten) Bischöfe (z.B. die irischen Bischöfe John Charles McQuaid, Dermot Ryan, Kevin McNamara)eingesessen? Warum wurden diese zivilgerichtlich nie verurteilt?

     

    In welchem Gefängnis sitzt der noch lebende irische Bischof Desmond Connell oder der Pöltener Bischof Krenn? Warum sind sie bisher zivilgerichtlich nicht verurteilt worden?

     

    Ebenfalls würde mich sehr interessieren, in welchem Gefängnis die nordamerikanischen Bischöfe/Kardinäle sitzen, die ebenfalls sich der Pädophilie schuldig gemacht haben?

     

    Im Zusammenhang mit der Veröffentlichung des Murphy-bzw.Ryan-Berichts sagte Colm O'Gorman, Direktor eines Opfer-Unterstützung-Verbands: „Wir haben die große Sorge, dass angesichts der (geringen) Ressourcen, die der Polizei zur Verfügung gestellt wurden, als die Untersuchung vor vier Jahren begann, keine substanziellen Ergebnisse zu erwarten sind.“

     

    Am 18. 9.2006 hieß es in einem Artikel der „Irish Independent“ : „Trotz Anzeichen dafür, dass Priester zu anderen Gemeinden versetzt wurden, wo sie weiteren Missbrauch begingen und trotz öffentlicher Einlassungen von hochrangigen Persönlichkeiten, dass nicht alle relevanten Informationen den zivilen Behörden übergeben wurden, wird keine Anklage gegen führende Mitglieder der Kirche erhoben.“ Die katholische Kirche habe es versäumt, ausreichende Beweise für die Anklage gegen sämtliche Mitglieder der oberen Kirche zu sammeln.

     

    Paul Haverkamp, Lingen