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Sexistische Übergriffe an der VolksbühneDer Senat schreitet ein

Über MeToo-Vorwürfe gegen den Intendanten der Berliner Volksbühne berichtete die taz. Jetzt geht die Senatsverwaltung den Vorwürfen nach.

Klaus Dörr im Jahr 2018, nach seiner Berufung zum Kommissarischen Intendanten der Volksbühne Foto: David Baltzer

Berlin taz |/dpa | Mehrere Frauen haben gegen den Intendanten der Berliner Volksbühne, Klaus Dörr, #MeToo-Vorwürfe erhoben, worüber die taz am wochenende berichtete. Die Senatsverwaltung für Kultur gehe diesen Vorwürfen derzeit weiter nach, wie sie am Samstag mitteilte.

In der taz vom 13. März waren mehrere Frauen zu Wort gekommen, die sich über Dörr beschwert hatten. Eine Sprecherin des Theaters teilte mit, Dörr verwahre sich nachdrücklich gegen die Vorwürfe und werde auf anwaltlichen Rat zum jetzigen Zeitpunkt öffentlich keine Stellung nehmen.

Die Berliner Volksbühne zählt zu den wichtigsten deutschen Theatern. Dörr hatte deren Leitung vor drei Jahren nach Querelen um seinen Vorgänger Chris Dercon übernommen. Dörr sollte das Theater vorübergehend führen, während nach einem neuen Intendanten gesucht wurde. Im Sommer soll Regisseur René Pollesch das Haus übernehmen.

Als Klaus Lederer Dörr 2018 zum Intendanten machte, war er aber womöglich bereits vorgewarnt worden, berichtete die taz.

Lederer lobt die #MeToo-Debatte

Die Senatskulturverwaltung veröffentlichte nach dem Bericht der taz eine Stellungnahme. Im Januar seien in einem Brief der Vertrauensstelle Themis an Kultursenator Klaus Lederer (Linke) erstmals konkrete Vorwürfe dargelegt worden. Es sei ein Gespräch mit den Frauen geführt worden. Dörr sei Anfang März angehört worden. „Die Anhörung wird noch ausgewertet, weitere Gespräche folgen. Der Vorgang ist nicht abgeschlossen.“

Lederer fügte hinzu: „Dank der #MeToo-Debatte ist die gesellschaftliche Sensibilität für Machtmissbrauch, Sexismus, Rassismus und andere Formen von Diskriminierung in Kulturinstitutionen insgesamt gewachsen und deren strukturelle Dimension in den öffentlichen Fokus gerückt.“

Die Vertrauensstelle Themis gibt es seit Herbst 2018. Dort können Personen aus Film und Fernsehen, Theatern und Orchestern Beratung suchen. Getragen wird Themis von mehreren Verbänden. In den ersten anderthalb Jahren hatten sich 255 Menschen bei der Anlaufstelle gemeldet. Zu konkreten Einzelfällen will sich der Vorstand nicht äußern.

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1 Kommentar

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  • "Zu konkreten Einzelfällen will sich der Vorstand nicht äußern."

    Zu konkreten Einzelfällen will sich die Kirche nicht äußern. Wie sich doch die Bilder gleichen.