Serie über Musiker der 90er: Ganz schön real
Kim Frank erzählt vom Auf- und Abstieg der Band „Echt“. Das erzeugt große Gefühle, auch wenn zunächst bei den Jungs alles nicht authentisch genug war.
Ein Blick auf die Anfangszeit von Echt erklärt vielleicht, wieso die Band von so vielen belächelt wurde. Die fünf Teenie-Jungs aus Flensburg waren in den 1990ern bereit, alles zu tun für den Fame. Sie ließen sich regelmäßig von der Bravo ablichten, traten im ZDF-Fernsehgarten auf und sangen schnulzige Lieder, die sie zu Beginn nicht einmal selbst geschrieben hatten. Für viele war das nicht real genug.
Doch genauso gut lässt sich verstehen, wieso die deutsche Popband von so vielen gefeiert wurde. Die Ernsthaftigkeit mit der sie als Teenies schwere Songs, wie „Du trägst keine Liebe in dir“ oder ihr „Junimond“-Cover performten, die Kompromisslosigkeit, mit der sie der Bild eins auswischen wollten und dafür nackt über die Reeperbahn liefen, zeigen, dass sie einfach richtig Bock auf das Ganze hatten. Und diese Energie war ansteckend.
Der Erfolg der Band ist mittlerweile über 20 Jahre her. Die Trilogie „Echt – Unsere Jugend“ guckt zurück und ist nicht nur für Fans etwas. Denn die drei Stunden erzählen nicht nur die Bandgeschichte, sondern auch davon, was es heißt, in den 90er Jahren Musik zu machen, welche Bedeutung das (Musik-)Fernsehen hatte und auch wie sich die Wahrnehmung von psychischer Gesundheit in den letzten Jahrzehnten verändert hat.
Das Ganze ist keine klassische Doku. Von einem Viva-Redakteur haben die fünf 1998 eine Kamera geschenkt bekommen – und von da an alles mitgefilmt. Wie Kim, Kai, Puffi, Gunnar und Flo vor der Kamera mit ihren Penissen wackeln, kiffen und kotzen. Wie sie sich zum ersten Mal verlieben, küssen und trennen. Wie ihre Songs die Charts stürmen und sie auf großen Bühnen (Playback) spielen.
Keine Peinlichkeit ausgelassen
Das Material wurde nie verwendet, bis jetzt. Herausgekommen ist ein Film von ihrem Groß-, aber auch von ihrem Kleinwerden, kommentiert aus dem Off von dem heute 41-jährigen Sänger Kim Frank.
Schwierige Zeiten, wie sie mit Eiern und Flaschen beworfen oder zur Zielscheibe der Bild wurden, werden dabei genauso wenig ausgelassen wie Peinlichkeiten. Und am Ende werden alle Zuschauer_innen Gefühle für Echt entwickelt haben. Das Ganze ist einfach zu real.
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