Sérgio Pinto, Verhinderer : Beißer mit Freiheitsdrang
■ 30, lernte das Fußballspielen in der Jugend von Schalke 04 und kam über Aachen 2007 nach Hannover Foto: dpa
Hinterher hatte Sérgio Pinto einen schönen Satz parat: „Mit meiner Leistung bin ich noch nicht ganz zufrieden, da ich auch einige Ballverluste hatte. Das möchte ich noch verbessern“, sagte der portugiesische Mittelfeldspieler, nachdem er Hannover 96 dank der wundersamen Flugbahn des Balles zu einem 1:0 in Mainz geschossen hatte.
Es ist ebendiese Bescheidenheit, die die 96er nach zwei Niederlagen und acht Gegentoren nicht verzweifeln, nach einem Sieg beim aufregend in die Saison gestarteten Tabellenzweiten aber auch nicht abheben lassen. Diese Bescheidenheit ist neu im ansonsten durchaus aufgeregten Hannover – und hat mit dem Spiel von Sérgio Pinto, 30, eigentlich gar nichts zu tun.
Denn er ist in Hannover sowas wie die Erfindung des Körperkontakts, sieht sich selbst in erster Linie für die Spielverhinderung verantwortlich, geht im defensiven Mittelfeld dahin, wo es wehtut. Was nicht nur für den Gegner schmerzhaft enden kann. In München musste er wegen eines Außenbandrisses ausgewechselt werden, was normalerweise eine Pause von mehreren Wochen bedeutet. Sérgio Pinto stand sieben Tage später wieder auf dem Platz, nachdem er die Verletzung mit Blutegeln hatte behandeln lassen. Die Schmerzen waren auch nach der Einnahme von Schmerzmitteln noch nicht weg. Aber für einen wie ihn gehören sie wie selbstverständlich dazu.
Ihn auf die Spielverhinderung zu reduzieren, wird ihm aber nicht gerecht. Denn Sérgio Pinto war in seinem früheren Leben einmal Spielmacher, was nicht nur bei dem sehenswerten Tor, sondern auch bei der einen oder anderen gelungenen Spieleröffnung aufblitzte. Und es sieht so aus, als sei es diese Kombination aus defensiver Ordnung und offensiver Freiheit, die ihn in seiner vierten Saison in Hannover endlich zu sich selbst und seinem Spiel hat finden lassen. CHRISTOPH ZIMMER