Serengeti in Gefahr: "Die Schnellstraße ist gut für die Natur"

Tansanias Präsident preist der Weltbank mit seltsamen Argumenten das umstrittene Highway-Projekt mitten durch die Serengeti an. An der Planung hat sich im Kern nichts geändert

Die Überquerung dieser Piste ist keine große Herausforderung für die Giraffe - bei der geplanten Trasse droht sie womöglich zu scheuen. Bild: imago

GENF taz | Auf der Suche nach Geld für die umstrittene Schnellstraße durch die Serengeti tritt Tansanias Präsident Jakaya Kikwete jetzt als Naturschützer auf. Bei einem Treffen mit Weltbank-Direktorin Ngozi Ikonjo-Iweala am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos versicherte Kikwete, der neue Highway werde nicht etwa mehr, sondern weniger Verkehr schaffen. Derzeit würden 220 Kilometer Straßen durch die Serengeti kommerziell genutzt. "Wir wollen das auf 54 Kilometer reduzieren." Die Kritik von Umwelt- und Naturschutzverbänden, die seit Monaten für eine ökologisch und ökonomisch sinnvollere Alternativroute werben, sei absurd, so der Präsident. Die Schnellstraße sei gut für die Entwicklung und für die Natur.

Seit Monaten protestieren Naturschützer gegen die von Tansanias Regierung vorgesehene Route, die das Weltnaturerbe an einer seiner engsten Stellen durchschneiden soll. Auf ihrer jährlichen Wanderung müssten mehr als zwei Millionen Gnus, Zebras und Antilopen die geplante Straße überqueren. Experten befürchten, dass dieser Zug, der jährlich von zehntausenden Touristen verfolgt wird, im schlimmsten Fall zusammenbrechen könnte - mit schweren Folgen für das ganze Ökosystem. Deshalb ist bislang keine Geberinstitution bereit, die benötigten 480 Millionen US-Dollar bereitzustellen. Mit seiner neuen Sprachregelung hofft Kikwete offenbar die Weltbank einzuwickeln.

Dabei argumentiert Kikwete mit Halbwahrheiten. Zwar gibt es tatsächlich 220 Kilometer Straßen durch die zentrale Serengeti. Doch vom Schwerlastverkehr, der die neue Route zwischen Arusha und dem Victoriasee vor allem benutzen soll, kann diese Strecke nicht benutzt werden. Auch zweifelt niemand daran, dass die Strecke später einmal asphaltiert wird.

"Die jüngsten Erklärungen der tansanischen Regierung machen uns große Sorgen", sagt denn auch Christof Schenck, Geschäftsführer der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt, die schon an der Gründung des Nationalparks Serengeti beteiligt war. "Unverständlich bleibt, warum die Regierung mit keinem Wort auf alternative Routen eingeht wie die Umfahrung der Serengeti im Süden." Dabei ist die Weltbank offenbar bereit, die Finanzierung der Alternativroute zu prüfen, und wartet nur auf grünes Licht der Regierung. Kritiker machen Klientelpolitik für Kikwetes Weigerung verantwortlich: Denn entlang der möglichen Umgehung im Süden der Serengeti liegt das Herzland der Opposition, während der Norden eine Bastion der Regierung ist.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.