Senegal im Fußballtaumel: Der Triumph der Löwen

Im Elfmeterschießen holt Senegal den Titel in der Fußball-Afrikameisterschaft gegen Rekordmeister Ägypten. Es gab Freudenfeiern von Dakar bis Paris.

Euphorisch jubende Fans feiern den Sieg und recken ihre Arme in die Höhe, darüber schwebt eine riesige angestrahlte Steinskuptur

Fans im Freudentaumel unter dem Denkmal der Afrikanischen Renaissance Foto: Stefan Kleinowitz/ap

COTONOU taz | Senegals Präsident hat den Montag 7. Februar spontan zum bezahlten Feiertag erklärt. Grund dafür ist der erste Sieg der Te­ran­ga-Löwen – der Kosename der Fußballnationalmannschaft – bei einer Afrika-Meisterschaft überhaupt. Sonntagabend bezwangen sie zum Abschluss des Turniers in Kamerun Rekordmeister Ägypten im Elfmeterschießen mit 4:2.

Ägypten hat zwar schon Ende März Chancen auf eine Revanche – im Rahmen der WM-Qualifikation treffen beide wieder aufeinander – für Senegal liegt das jedoch noch in weiter Ferne.

Das Land ist so sehr in Feierlaune, dass Präsident Macky Sall sogar eine geplante Reise auf die Komoren verschob. Auf Twitter und vor Fernsehkameras betonte er immer wieder, wie stolz und glücklich er sei.

Am Dienstag will Sall das Team von Trainer Aliou Cissé offiziell in der Hauptstadt Dakar empfangen. Am Montagnachmittag ist es aus Kamerun zurückgekommen. Am Flughafen warteten zahlreiche Fans stundenlang auf die Ankunft, fantasievoll gekleidet und bemalt und in überschwänglicher Stimmung.

Eine Fußballnation, aber bisher glücklos

Sie alle sind unglaublich stolz auf ihre Kicker. Senegal gilt zwar als Fußballnation und gespielt wird an jeder Straßenecke und am Strand. Zahlreiche Fußballschulen machen talentierten Spielern zudem Hoffnung auf eine Karriere in Europa, Senegal stellt viele Fußballstars in den weltbesten Vereinen – doch zu einem internationalen Sieg hatte es bisher nie gereicht.

2002 und 2019 wurde das Team immerhin Vize-Afrikameister. Bei der Fußballweltmeisterschaft 2002 erreichte es das Viertelfinale, nachdem es Frankreich aus dem Turnier geworfen hatte. Sadio Mané, Stürmer des FC Liverpool, der am Sonntagabend den entscheidenden Elfmeter schoss, sagte: „Der Sieg bei der Afrika-Meisterschaft ist der Höhepunkt meiner Karriere.“

Vor allem in Dakar ist der Erfolg besonders laut und intensiv gefeiert worden. Gleich nach Spielende zogen Menschen in den grün-gelben Trikots der Nationalmannschaft durch die nächtlichen Straßen. Überall waren Flaggen zu sehen und Vuvuzelas zu hören. Feuerwerkskörper wurden gezündet.

Viel Jubel, Flaggen und Autokorsos gab es auch bei spontanen Feiern rund um den Triumphbogen in Paris. In der einstigen Kolonialmacht Frankreich leben Schätzungen zufolge zwischen 100.000 und 120.000 Sene­ga­le­s*in­nen.

Über den Sieg gefreut haben sich außerdem zahlreiche Ein­woh­ne­r*in­nen in den frankophonen Nachbarländern. Mit Senegal gibt es einen regen Austausch, unter anderem weil sich Dakar als ein Universitäts- und Konferenzstandort in der Region etabliert hat und Sitz zahlreicher internationaler Organisationen ist.

Ohnehin hat das Land in Westafrika eine Art Vorbildcharakter. Auf viele wirkt es moderner und besser international vernetzt. Auch ist das einzige Land Afrikas, das noch nie einen Putsch erlebt hat, politisch stabil, wenn auch Präsident Sall für einen autoritären Regierungsstil kritisiert wird und die junge Generation – das Durchschnittsalter liegt bei gut 19 Jahren – vor allem eins möchte: das Land in Richtung Europa verlassen, um Geld zu verdienen.

Für Präsident Macky Sall hätte es indes kein besseres Timing geben können: Am Samstag erst wurde er zum Vorsitzenden der Afrikanischen Union gewählt, vor dem nun ein schwieriges Jahr liegt.

Sorge bereitet die Zunahme von Staatsstreichen, die ein Angriff auf die Demokratie und institutionelle Stabilität seien, sagte er. Alleine in Westafrika ist es in den vergangenen zwölf Monaten zu drei Umstürzen gekommen – zwei davon in Senegals Nachbarländern Mali und Guinea.

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