Senat streicht Prävention: Tests für HIV und Syphilis vor Aus
Der Senat hat kein Geld mehr für ein von ihm selbst hoch gelobtes Modellprojekt: die Kombi-Schnelltests für HIV-, Syphilis- und Hepatitis-Infektionen.
Der Paritätische Wohlfahrtsverband Berlin und freie Träger der Drogen- und Aidshilfe sehen ein wichtiges Instrument der Früherkennung und Prävention sexuell übertragbarer Krankheiten in Berlin gefährdet. Anonyme Kombi-Schnelltests für HIV-, Syphilis- und Hepatitis-C-Infektionen, die bis Januar als Modellprojekt von der Lottostiftung finanziert werden, seien im Haushaltsentwurf des Landes nicht vorgesehen, klagten am Mittwoch VertreterInnen der Aids-Hilfe, Suchthilfe sowie von Beratungen für schwule Männer.
Das „fachlich hoch gelobte“ Modellprojekt wolle „zwar jeder haben, aber keiner will es finanzieren“, sagte etwa Ute Hiller von der Aids-Hilfe. Dabei habe sich das anonyme, auf bestimmte Risikogruppen spezialisierte Angebot von Beratungsstellen „so was von bewährt“, sagte Marcus Behrens von Mann-O-Meter. HIV wird leichter übertragen, wenn der Erkrankte auch mit Syphilis infiziert ist.
450 neue Infektionen
Zehn Prozent der in Berlin jährlich festgestellten etwa 450 Neuinfektionen bei HIV seien durch die Schnelltests erfasst worden, so Jochen Drewes von der FU Berlin, der das Projekt ausgewertet hat. Dass Früherkennung Grundlage der Entwicklung von Präventionsstrategien gegen sexuell übertragbare Krankheiten sei, habe auch der Senat erkannt und deshalb im Koalitionsvertrag 2011 die zügige Umsetzung des Präventionskonzepts für Berlin festgelegt. Das betont die Bedeutung von Testangeboten neben denen der Gesundheitsämter. „Unsere Zielgruppen brauchen die fachliche Erfahrung, die die Kompetenzbündelung in dem Projekt bietet“, sagte Suchtberaterin Astrid Leicht von Fixpunkt.
Zwei- bis dreihunderttausend Euro müsse der Haushalt jährlich für die Fortsetzung des Angebots bei vier Trägern vorsehen, so die BeraterInnen: „Unsere Hoffung ist, dass bei den Haushaltsberatungen im Abgeordnetenhaus noch Mittel verschoben werden“, so Stephan Jäkel von der Schwulenberatung Berlin.
Das Testangebot der freien Träger müsse auch nach Ende der Förderung durch die Lottostiftung „unbedingt fortgesetzt werden“, hatte die Senatsverwaltung für Gesundheit noch im Februar auf eine Kleine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Thomas Birk geantwortet. Leider seien die für Prävention zur Verfügung stehenden Mittel jedoch „aktuell anderweitig verplant“, sagte die Sprecherin von Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU), Franciska Obermeyer, am Mittwoch der taz.
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